8.Tag - Ketrzyn-Zielona Gora mit dem Zug

Freitag, 10.06.2005
3 km
Summe 1107,5 km

Bahnhof Ketrzyn

Nach einem guten und reichhaltigen Frühstück im Hotel "Wanda" sind wir in "Zivil" zum Bahnhof geradelt. Wir haben dort das Gepäck von den Rädern genommen und uns gleich am Anfang des Bahnsteiges aufgestellt, was sich noch as Fehler erweisen sollte. Wir hatten alles so verstaut und zusammengebunden, dass jeder von uns nur 3 Gepäckstücke zu tragen hatte.

Kaum war der Zug eingefahren, wollten wir Fahrräder und Gepäck in den Übergang zwischen erstem und zweitem Wagen verstauen. Ein Schaffner deutete uns an, wir sollten uns stattdessen ans Ende des Zugs begeben. Ein zweiter Schaffner zeigte dann aber auf die Uhr und trieb uns an, alles schnell in den Zug zu stopfen. Er machte uns dann während der Fahrt klar, dass am Ende des Zuges ein Fahrradabteil wäre,der Zug in Korszc einen längeren Aufenthalt hätte und wir unser Zeug dann umräumen sollten. Das haben wir dann auch getan, was problemlos klappte. Meine Hose hatte ich mir allerdings mittlerweile durch die Enge und den unvermeidlichen Kontakt mit Schmieröl und Kettenfett ziemlich versaut.

Das Radabteil am Ende des Zuges war schön geräumig, die Fahrradständer allerdings total untauglich. Wir haben dann unsere Räder aneinandergeschlossen und so gut es ging gegen Umfallen gesichert. Da es in dem Radabteil keine Sitze gab, sind wir durch das Raucherabteil durch bis ganz vorn in den Wagen gegangen und haben uns dort ein Plätzchen gesucht, von dem aus man die Räder durch die Glastüren halbwegs im Auge behalten konnte.

In Tsczew mussten wir Umsteigen, unser Zug fuhr weiter Richtung Gdansk. Kaum waren wir im Bahnhof eingefahren, stellte sich heraus, dass das elektrische Türschloss defekt war. Panikartig haben wir unsere Räder gegriffen und sind mit diesen durch den ganzen Wagen zur vorderen Tür. Da der Lenker breiter war, als der Platz zwischen den Sitzreihen, mussten wir dabei das Vorderrad hochheben. Keine Ahnung, wievielen Leuten wir da unterwegs den einen oder anderen Dreckfleck auf Klamotten oder Gepäck fabriziert haben. Wir haben dann die Räder auf dem Bahnsteig einfach stehen gelassen, und sind zurück in den Zug gesprintet, um unser restliches Gepäck zu holen, da wir befürchteten, der Zug würde jeden Moment weiterfahren. Die Hälfte des Gepäcks wäre dann noch im Zug und die andere schon draußen....
Nicht auszudenken, wenn das eingetreten wäre....

Zum Glück ging aber alles gut. Auf dem Bahnsteig in Tsczew gingen wir ganz nach hinten, wir sind ja schließlich lernfähig. Da ich mir aber nicht ganz sicher war, ob der Zug auch wirklich aus der gedachten Richtung einfahren würde, habe ich dort eine intelligent aussehende junge Frau auf englisch gefragt, ob denn der Zug wirklich von links kommt. Sie hat zwar meine Frage nicht so recht verstanden, mir aber erzählt, der Zug würde in Bydgosz geteilt, der vordere Teil Richtung Poznan und Zielona Gora fahren, der hintere aber nach Katowice. Gut, dass ich gefragt hatte!

Bahnhof Tsczew

Wir sahen uns also die Beschriftung an den Wagen an und nahmen das Ende des letzten Wagens, der Richtung Zielona Gora fahren sollte. Jetzt standen wir also mit unseren Rädern und Gepäck wieder im Übergang, ein Radabteil gab es diesmal nicht. Zum Glück waren gleich im ersten Abteil noch paar Plätze frei. An jedem Bahnhof ist dann einer von uns zu den Rädern gegangen und hat aufgepasst, dass da sich keiner dran zu schaffen macht. Zwischendurch hat ein Schaffner noch Stress gemacht, unsere Fahrräder ständen im Weg. Wir haben dann das Gepäck ins Abteil geholt und in die Gepäckablage gestopft. Bei einem kurzen Geruckel kam Falks großer Packsack aber wieder runter und landete im Schoß der gegenübersitzenden älteren Dame. Sie hat den Schreck zum Glück unbeschadet überstanden.

Angekommen in Zielona Gora (deutsch: Grünberg), nahmen wir ein Hotelzimmer gleich neben dem Bahnhof. Drei Häuser weiter fand sich auch gleich noch eine Pizzeria. Nachdem wir gesättigt das Lokal verlassen hatten, hörten wir von der gegenüberliegenden Seite des Bahnhofs Musik, die sich aus der Ferne wie live gespielt anhörte. Da wir beide Freunde einer guten Mugge sind und ja heute auch ausgeruht waren, gingen wir dem Geräusch nach. Wir landeten schliesslich in einer Disko gleich hinter dem 4. Bahnsteig, die dann auch "Peron 5" hiess. Wir wären dort wahrscheinlich, schon allein wegen der überhaupt nicht unserem Geschmack entsprechenden Musik, sofort wieder gegangen, hätte uns nicht der Besitzer des Ladens mit Handschlag begrüßt und an seinen Tisch eingeladen. Dort saß schon ein Erfurter mit seiner polnischen Freundin. Wie sich herausstellte, ein angenehmer Zeitgenosse, mit dem wir auch schnell im Gespräch waren. Gegenüber saß ein junger Pole, der mich wegen meines "Chemnitzer LinuxTage" T-Shirts ansprach. Wie sich herausstellt, benutzt er auch schon seit vielen Jahren Linux und ist aktives Mitglied einer Linux user group. Er erzählt mir dann auch, dass er in der Freizeit Mountainbike fährt, es gibt also doch sportliche Radfahrer in Polen, wenn auch leider wohl sehr wenige.

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