Frankreich 2011, Etappe 6

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188km

Start war gegen 8:45. Ich bin natürlich sofort wieder auf den EV6, der die Altstadt von Dole streift. Bei Tag wirken die verwinkelten Gassen ob des bröckelnden Putzes etwas weniger romantisch. Das Kopfsteinpflaster ist allerdings in gutem, mittelalterlichen Zustand.

Leider war mit der Radweg-Herrlichkeit bereits nach 6km erstmal Schluss. Der EV6 hat hier noch eine größere Lücke. Ich bin zunächst südlich bis an den Doubs und dann über kleine Landstraßen Richtung Verdun sur le Doubs geradelt. Dort mündet der Doubs in die Saone. Dabei habe ich mich dreimal verfahren, zunächst beim Versuch einen Abschnitt Nationalstraße über einen Forstweg zu umgehen und dann im Brückengewirr am Zusammenfluss.

Die Gegend ist hier flach und landwirtschaftlich geprägt. Die nächste Biegung der Saone konnte ich wieder auf dem EV6 zurücklegen. Um Chalon sur Saone zu umgehen und abzukürzen bin ich westlich durch kleine Dörfchen gefahren, bis ich am Canal Central und damit wieder am Radweg war. Dieser verläuft hier allerdings erstmal nordwestlich, um in einem grossen Bogen die Hügel der Bourgogne zu umgehen.

Ich hatte keine Lust mehr auf Gegenwind-Radeln am langweiligen Kanal, also bin ich links hinauf nach Rully gefahren. Der Ortsname kam mir bekannt vor, muss wohl aus dem Weinführer gewesen sein. Ein Chateau reihte sich an das andere. Danach ging’s bei brütender Hitze und sengender Sonne hinauf in die Weinberge. Schilder weisen darauf hin, welche Premiere Cru hier wachsen. Ich hätte ja gern etwas von dem leckeren Gesöff mitgenommen, aber die Hitze und das Geschüttere auf dem Rad hätten dem Wein bestimmt nicht gut getan.

Beim Berganfahren hörte ich plötzlich ein Plätschern. Tatsächlich fand sich am rechten Wegesrand eine in Stein gefasste Quelle. Das Wasser war herrlich kühl und schmeckte sehr mineralisch. Kommt ja auch direkt aus dem Kalkstein.

Der heftige Anstieg endete in Azurey, einem malerischen Weindorf auf einer Hügelkuppe.
Danach  ging es direkt wieder hinunter zum Kanal und abwechselnd auf dem EV6 und der Straße nach Südwesten.
Bei Banzy war die Radweg-Beschilderung erst unklar und dann ganz weg. Beim kramen nach der passenden Karte fragte mich ein freundlicher Herr über seinen Gartenzaun, ob ich Richtung Parray le Monial wolle. Auf mein Oui antwortete er mit einem langen Redeschwall, dem ich entnehmen konnte, ich solle zurück, über die Brücke, dann links und nach 2km nochmal links über die Brücke und er sei Lkw-Fahrer. Letzteres verhieß nichts gutes und tatsächlich war ich damit dann in der richtigen Richtung, auf der dicken Durchfahrtsstraße durch die nächste größere Stadt bei dickem Verkehr zwischen lauter dicken Brummis.

Nach Digoin, dem Etappenziel, ging es dann noch durch ein hügeliges Gebiet. Ca. 10km vorm Ziel gab es beim Schalten vorn ein komisches Geräusch und der Hebel hing fest. Ich konnte die Kette nur noch von Hand auf den kleinsten Zahnkranz legen und so erstmal den Zeltplatz erreichen. Nach anderthalb Stunden Gebastel schaltet es jetzt erstmal wieder. Hoffentlich hält das durch.