Bei Kaiserwetter durch die Kaiserstadt

Klosterneuburg – Apetlon, 119km, Summe: 610km

Heute morgen war das Frühstück noch einmal besser als gestern. Vollgestopft machten wir uns gegen 08:15 auf den Weg. Sonnenschein und blauer Himmel sorgten für beste Laune. Bereits nach wenigen Kilometern hatte das Team das Ortseingangsschild von Wien erreicht. Danach folgten wir dem Donaukanal Richtung Zentrum.

Marco kannte sich in Wien etwas besser aus als der Rest der Mannschaft, übernahm die Führung und brachte uns, wenn auch mit geringfügigen Umwegen, zum Stephansdom. Nach kurzer Besichtigung des Doms schauten wir uns noch, zumindest von außen, einige Baudenkmale in der Innenstadt und rund um den Heldenplatz an.

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Hundertwasser-Stadtwerke

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Stephansdom

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Die Ausfahrt aus Wien erfolgte über die Donauinsel. Auf Wolfgangs Suche nach einem leckeren Kugeleis hat Ronny der Hunger gepackt. Da der Rest der Truppe drängelte, mußte die Bruscetta dann im Fahren gemampft werden.

Am Ende der Donauinsel machte sich die Defekthexe erneut über Steffens Hinterrad her. Diesmal wurde der Reifen auch von Gabi ausgiebig befummelt — und siehe da, es wurde der Missetäter der Luft-raus-Plage in Form eines kleinen Spans gefunden. Aus diesem Anlass wurde heute ausnahmsweise mal nicht der Fahrer des Tages, sondern der Fummler des Tages gekürt. Diese hohe Auszeichnung ging einstimmig an Gabi.
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Die Durchfahrt durch den Ölhafen ist jetzt gesperrt, 2008 konnten wir hier noch problemlos passieren. So mussten wir ungefähr 4km Umweg in Kauf nehmen, ehe wir den Nationalpark Donau-Auen erreichten. Dafür schnurrte es danach besonders gut, die Kilometer sausten nur so dahin.
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Jäh wurde die rasante Fahrt durch ein Umleitungsschild unterbrochen, der EuroVelo-6-Radweg war vom Hochwasser überspült. So erreichten wir die Fähre bei Haslau erst nach weiteren 6…8km Umweg.

Der Fährmann schaute selbst etwas skeptisch, ob 12 Leute selbst Rad auf sein kleines Schiffchen passen würden. Zusätzlich begehrte ein E-Bike-Inhaber samt seines Fahrrad-Immitats Einlass. Das Anlegen am anderen Ufer erwies sich als besonders spannend, wurde doch mehrfach mit Anlauf so lange auf den zugewachsenen Rand der Donau gerammelt, bis der Bug halbwegs zuverlässig hängenblieb. Weitere 50cm Hochwasser, und die Fähre hätte ihren Betrieb einstellen müssen.
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Kerstin erwartete uns bereits in Haslau, wie gewohnt mit reichhaltigem Speisen- und Getränkeangebot. Einige Mitfahrer sahen während der Rast aus, als wäre die ungewohnte Sonne anstrengender als der Regen der letzten Tage. Vielleicht war aber auch nur der warme Asphalt einladender als eine schlammige Pfütze.
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Weiter ging es in rasanten Tempo über verwinkelte Feldwege bis Neusiedel. Ab dort folgten wir dem Radweg am Ostufer des Neusiedler Sees bis Podersdorf. Dort beschlossen wir, dass der Strandbad-Eintritt von 4€ zu teuer für einmal nass machen ist und investierten lieber in Eis.

Ausgangs Podersdorf trafen wir auf eine ziemliche Sauerei, mit mehr oder weniger niedlichen Schweinchen.
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Schließlich erreichten wir den Etappenort Apetlon nach ca. 118km. Den Abend verbrachten wir zuerst in einer Heurigen-Schenke und zogen dann noch einmal in eine Pizzeria mit gemütlichen Sofas als Sitzgelegenheit um.

Mit Highspeed der Donau entlang

Zwettl – Klosterneuburg, 124km, Summe: 491km

Obwohl alle verfügbaren Online-Wetterdienste für heute deutlich besseres Wetter (incl. Sonnenschein) voraus gesagt hatten, zeigte sich der Himmel beim Aufstehen wie gewohnt wolkenverhangen und es regnete. Nunmehr konnte uns nicht mehr viel schocken. Wenigstens konnten sich die Fahrer an einem üppigen Frühstück laben.
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So stiegen die Pedaleure nach dem obligatorischen Ketteölen gegen 8.30 auf die Räder.
Erstmals im Team strampelten heute die am Vorabend eingetroffenen Wolfgang und Susann mit. Die Ausfahrt aus Zwettl war etwas verzwickt, aber nach einigen Orientierungsrunden im Ort gelangte das Team auf die richtige Route. Diese führte auf gut ausgebauten Straßen bergauf und bergab. Dabei wurde der Nebel immer dichter und im Regen fingen die Fahrer langsam an zu frieren.
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Als nach ca. 30km der letzte Anstieg bezwungen war und der Nebel immer dichter wurde, ging es die nächsten 20km nur bergab. In rasanter Fahrt rauschten wir nun das Kremstal hinab. Das erhöhte die Durchnittsgeschwindigkeit und die Stimmung im Team deutlich, zumal es nun auch immer wärmer wurde. Auch Nebel und Wolken wurden mit abnehmender Höhe weniger.
In Krems war bei km 51 die erste Rast vereinbart worden. Wie gewohnt war Kerstins Versorgung wieder erstklassig. Bei der Rast konnten endlich die Regenklamotten abgelegt und im Auto verstaut werden.
Nach der Weiterfahrt war der Donauradweg schnell gefunden.
Durch das Erreichen der Donau wurde das Team so motiviert, dass es fortan im Highspeed vorwärts ging. Der Tacho ging nicht mehr unter 27 und die 2. Raststelle war bei km 107 schnell erreicht.
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Ein Abstecher zum nahegelegenen Limes und anderer römischer Überbleibsel erwies sich als wenig spektakulär.
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So wurden die letzten 15km bis zum vor gebuchten Hotel schnell runter gespult.

Zum Fahrer, besser Fahrerin, des Tages wurde Susann bestimmt, die ohne Teilnahme an unseren Trainingsfahrten das Tempo problemlos halten konnte und ohne ein Anzeichen gesteigerter Anstrengung in der Spitzengruppe fuhr.
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17:30 trafen sich nochmals alle Teilnehmer zu einem Stadtspaziergang. Der Klosterneuburger Dom war wirklich beeindruckend. Nach einem Eis aus dem Stiftscafe fanden sich alle Teilnehmer in einer Weinschänke ein. Das Essensausgabe- und Bestellwesen war für uns sehr befremdlich. Trotzdem konnten sich alle Radler ordentlich satt essen. Da es aber in der Weinschänke kein Bier gab, wurde die Location noch kurzerhand gewechselt.

Wasserschlacht vor Zwettl

Tabor – Zwettl, 125km, Summe: 367km

Nach einem deutlich reichhaltigeren Frühstück als am Vortag, das auch bereits um 7 zu bekommen war, verzögerte sich der Start trotzdem bis 8:30. Ursache dafür war ein über Nacht platt gewordener Hinterreifen an Steffens Rad. Schnell war das Problem durch Schlauchwechsel behoben, wobei wir trotz ausgiebigen Fummelns im Reifen die Ursache des Lochs nicht finden konnten.
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Bei noch erträglichem Nieselregen starteten wir mit einer etwas verzwickten Ausfahrt aus Tabor. Die nächsten Kilometer legten wir auf einem schmalen Wegelchen direkt am Fluss Luznice zurück. Auf Grund des dreckigen Untergrundes musste der Antriebsstrang schwer leiden. Diverse Knirschgeräusche verflüchtigten sich etwas später wieder, der Sand wurde vom reichlichen Regen abgespült.

Nach einer recht langatmigen Radelei auf immer ähnlichen Straßen führte uns die geplante Strecke über einen patschnassen Wiesenweg.
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Danach folgte eine richtig schöne Strecke, auf gut ausgebauter Forststraße schnurgerade durch den südböhmischen Wald.
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An einem kleinen See bei Stara Hidla erwartete uns Kerstin zur Rast. Der Regen hatte aufgehört, trotzdem waren insbesondere heiße Suppe und Würstchen gefragt. Da es gerade 12 geschlagen hatte, war auch die Einnahme eines Mittagsbiers erlaubt. Außerdem gab es hier eine Premiere: Steffen flickte zum ersten Mal in seinem jungen Leben einen Fahrradschlauch.
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Kaum wieder im Sattel gelangten wir auf teils recht schmalen und schlammigen Pfaden an einer malerischen Seenlandschaft vorbei, man wähnte sich fast in Finnland oder Schweden. Enten, Schwäne und Reiher bevölkerten die Gewässer. Eine natürlich entstandene Baumsperre wurde durch tragen der Räder überwunden.
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Der Weg war von reichlich Heidekraut, Schwarz- und Preiselbeeren gesäumt. Man hätte an einigen Stellen auch die Pilze mit der Sense ernten können. Einige Sammler kamen uns mit übervollen Körben entgegen.
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Ein Bächlein ließ sich nur auf einem ganz schmalen Brett überwinden.
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Auch der nächste Streckenabschnitt ging durch ausgesprochen schönen Wald. Ein überdeutlicher Luftverlust an Steffens Hinterrad zwang die Mannschaft zum kurzzeitigen Halt und Training der bisher vernachlässigten Armmuskulatur durch rege Pumperei.

Ein etwas vernachlässigt wirkendes Gut beherrbergte einige Schweine, die sich bestimmt über die saudreckigen Radfahrer gewundert haben.
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Wenig später erreichten wir die Grenze zu Österreich. Auf der Straße Richtung Gmünd setzte der Regen wieder ein, heftiger und ungemütlicher als am Morgen. Noch einmal wurde Steffens Reifen zwangsbeatmet.
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Kerstin hatte wohlbedacht die nächste Rast an einer geräumigen überdachten Bushaltestelle eingerichtet. Hier wurde dann auch der Schlauch an Steffens Rad nochmals gewechselt. Er war jetzt bereits mit der vierten Luft unterwegs. Da er das mit einem Lächeln wegsteckte, wird er heute zum Fahrer des Tages gekürt.

Von Gmünd Richtung Zwettl folgten wir über viele Kilometer einer recht befahrenen Straße. Von oben wurden wir dabei ohne Gnade mit Wasser beschüttet. Zum Schluß fuhren wir auch nicht mehr versetzt, um dem Spritzwasser vom Vordermann zu entgehen, es war eh‘ alles nass und durchweicht.

Die letzten Meter quälten wir uns einen übermäßig steilen Anstieg zur Unterkunft beim Bergwirt hinauf. Die Unterkunft ist wirklich schön, einige Teammitglieder nutzten auch gern die Möglichkeit, sich in der Sauna wieder auf Normaltemperatur zu bringen. 

Über Berg und Tal durch Böhmen

Krivoklat – Tabor, 112km, Summe: 242km, Karte (OSM, Google)

Ein bescheidenes Frühstück – von der Kaffeewirkung war nichts zu spüren – war nicht vor 8:00 zu bekommen. Deshalb kamen wir auch erst kurz vor 9:00 in die Sättel. Es war noch recht neblig und bedeckt. Allerdings blinzelte die Sonne hin und wieder verstohlen durch die Wolkendecke.

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Das Tal der Berounka war schnell erreicht. Ein steiler Anstieg (ca. 300 Höhenmeter) ließ die Beinmuskulatur warm und geschmeidig werden. Frank hatte eine brilliante Abkürzung gewählt. Dadurch sparten wir ca. 4km. Diese Reduzierung musste das Team allerdings mit einem schlammigen, steilen Forstweg teuer bezahlen. So hielt sich der Zeitgewinn in Grenzen und wir hatten gegen 10:30 läppische 20km auf der Uhr.

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Auf gut ausgebauten Straßen wurde das kleine Manko schnell wieder ausgebügelt.
In der Folge ging es stetig bergauf und bergab. Mittlerweile setzte der verhasste Regen langsam wieder ein.

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Eine satte Abfahrt führte uns an die Moldau. Dort erwartete uns bei km 60 Kerstin vom Verpflegungsdienst zum verspäteten 2. Frühstück, direkt am Yachthafen. Wie gewohnt war an alles gedacht, was müde Fahrradfahrerbeine benötigen.

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Wie nicht anders zu erwarten, musste sich das Fahrerfeld nun langsam wieder aus dem Moldautal empor kämpfen.
Entgegen der mittlerweile weit verbreiteten Annahme, dass es in Böhmen keine Flachstrecke gäbe, stießen wir doch auf einen Kilometer ohne Anstiege oder Gefälle. Enthusiastisch sausten wir an einem Abzweig vorbei und mussten einige hundert Meter zurück fahren. Interessanterweise zeigten danach beide zur Navigation genutzten Handys die Karte 180° gedreht (Süden oben) an. Das führte zur kurzzeitigen Verwirrung der Tourplaner.

Ein im Vorfeld eingeplanter Feldweg (Schlammweg) war ca. 500m nach dem Abzweig untergepflügt. Das zwang uns zur Umkehr. Die Ausweichstrecke auf der Straße war nur wenig länger.

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Den 2. Verpflegungspunkt bei km 90 musste sich das Team über einen ca. 2km langen Anstieg im nun immer stärker werdenden Regen erkämpfen. Das hatte sich aber auch gelohnt, denn aus dem Verpflegungswagen wurden  Pfannkuchen und heißer Kaffee gereicht. Auf Wunsch wurde auch Bier ausgereicht.

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Eine lang gezogene Abfahrt über gut ausgebaute Forstwege brachte uns bis kurz vor das Etappenziel Tabor.
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Über eine relativ ruhige Fernverkehrsstraße gelangten wir problemlos nach insgesamt 115km zum vorgebuchten Hotel. Der Abend klang in einer Pizzeria gleich um die Ecke gemütlich aus.

Zum Fahrer des Tages wurde Tony bestimmt, der heute morgen kurz vor 7 in Zwönitz gestartet ist und beide bisherige Etappen an einem Stück fuhr. Er legte 240km in zehn Stunden reiner Fahrzeit zurück und kam gegen 17:30 hier an.