Sonntag, 05.06.2005
173 km
Summe 426 km
Diesmal konnten wir nicht ganz so zeitig frühstücken, so sind wir erst nach 8:00 Uhr losgefahren. Das Wetter hatte sich deutlich verschlechtet, es war kälter geworden und die Wolken hingen tief. Wir waren auch erst bis Forst gekommen (10 km), als es anfing, zu regnen. Zum Glück blieb es bei einem aushaltbaren sanften Nieselregen. Bei km 14 überquerten wir die Neiße und damit die polnische Grenze.
In Polen führte und zunächst ein gut ausgebauter Radweg neben der Straße bis kurz vor Brody. Danach ging es auf der Hauptstraße weiter, die aber am Sonntag wenig befahren war. In Lubsko, bei km 40, holten wir uns erstmal etwas Bargeld aus einem EC-Automaten. Ein heftiger Platzregen konnte uns nicht Schaden, da wir in der Stadt schnell einen Flecken zum Unterstellen finden konnten.
Wir sind dann bei wenig Verkehr auf recht guten, asphaltierten Nebenstraßen durch die polnischen Weiten geradelt. Die Orte sind deutlich kleiner, von der Landwirtschaft geprägt. Bei Novgrod Bobrzanski trafen wir auf eine größere Fernverkehrsstraße. Da die Ortsumfahrung steil bergauf führte und unangenehm viel Verkehr herrschte, waren wir ganz froh, nach ca. 6 km rechts abbiegen zu können. Wir benutzten in Polen einen Autoatlas im Maßstab 1:300.000. Es sollte sich herausstellen, dass man rot eingezeichnete Straßen bzw. solche mit zweistelligen Nummern besser meidet. Die allermeisten anderen Straßen sind wenig befahren und gut für's Radfahren geeignet.
Wir kamen so auf der 290 bei km 103 gegen 14:30 Uhr nach Nova Sol (deutscher Name: Neuensalz). Nach einer kurzen Suche fanden wir schliesslich eine Art Biergarten, man konnte also draussen sitzen und so die Räder im Blick behalten. In Polen sind Kneipen, im Gegensatz zu Tschechien, recht spärlich vorhanden. Es scheint dort auch keine "Kneipenkultur" zu geben, die Leute trinken ihr Bier, welches allerdings ausgezeichnet schmeckt, wohl lieber zu Hause oder gleich vor dem Dorfkonsum.
In besagtem Biergarten sprach uns aber ein älterer Herr im guten Anzug an. Wie sich herausstellte, hat Andrzej, oder Andreas, wie er selbst sagte, einige Jahre in Westberlin gelebt und ist jetzt als Kraftfahrer in ganz Europa unterwegs. Da wir uns dort doch etwas verquasselten und Andreas es sich auch nicht nehmen lies, uns noch ein Bier auszugeben, sind wir erst gegen 16:30 Uhr mit drei großen Bier im Bauch wieder "losgeeiert".
Natürlich haben wir den richtigen Weg nicht gleich gefunden und waren auf einmal in einer Gartenanlage. Ich habe dann dort eine Frau mit ihren drei fast erwachsenen Töchtern angesprochen und nach dem Weg gefragt, die konnten aber weder deutsch noch englisch. Mit Handzeichen machten sie uns deutlich, wir sollten zurückfahren und uns rechts halten.
Dieser Empfehlung folgten wir, was uns eine weitere Stunde und 23 km sinnlosen Umweg kostete. Zu allem Unglück sind wir nun auch noch in einen kräftigen Regenguss gekommen und wir waren durch bis auf die Haut.
Nachdem wir wieder in Nova Sol waren, diesmal auf den Hauptstraßen blieben und der Beschilderung folgten, fanden wir auch die Brücke über die Oder.
Nach weiteren schnellen 60 km mit Rückenwind kamen wir in Wolsztyn an. Andreas hatte uns den Weg zu einer Pension beschrieben, die wir aber nicht gleich fanden. So sind wir einfach im Hotel "Kavkaska" abstiegen (130 Zl = 33 EUR). Das Personal war freundlich, sprachen deutsch oder englisch und halfen uns sogar, die Räder im Flur vor unserem Zimmer unterzubringen.
Die Abendbrot-Karte war etwas schwer zu deuten, wir bestellten schliesslich Schnitzel mit Ei und bekamen einen Klops mit einem Spiegelei darauf - ohne jede Beilage. Die Kellnerin hatte aber auch unsere Bestellung ohne mit der Wimper zu zucken so aufgenommen und nicht etwa nachgefragt. Halb gesättigt hielten wir uns eher an's Bier. Polnisches Bier ist zwar nicht so bekannt, schmeckt aber durchaus gut. Mir hat "Zywiec" besser gefallen, Falks Geschmack war eher "Lech".
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