Dienstag, 07.06.2005
Wetter: kalt, windig, manchmal etwas Sonne
176,5 km
Summe 774,5 km
Das Frühstück konnte an das hervorragende Abendbrot anknüpfen, es gab reichlich Rührei mit Speck. Obwohl die polnischen Bäcker sehr verschiedenartige und leckere Brötchen backen, haben wir auf der ganzen Reise zum Frühstück immer nur mehr oder weniger latschiges Weißbrot bekommen. Das Wetter schien sich weiter verschlechtert zu haben, es waren um die 15 Grad und die Wolken hingen tief.
Gegen 07:50 Uhr sind wir losgefahren und haben erstmal ein größeres Stück zurückgelegt. In Kruszwica, gegen 09:30 Uhr bei km 38, gab es wieder ein zweites Frühstück vom Bäcker und Saft für die Trinkbuddel. Falk erwischte dabei einen Apfelsaft mit Minzegeschmack, was aber besser schmeckt, als man zuerst denken mag.
Bei km 68 mussten wir die schöne Landstraße verlassen und laut Karte über eine unbefestigte Straße. Das erwies sich leider als einfacher Feldweg. Beim Einbiegen auf diesen gab es einige größere Schlaglöcher. Es gabe ein unschönes Geräusch und meine rechte Packtasche fiel ab. Da Falk kurz hinter mir fuhr, konnte er nur noch etwas abbremsen, aber nicht mehr richtig ausweichen, zumal die Tasche wild auf dem Weg rumhüpfte. Jedenfalls brachte er mit vollendeter Körperbeherrschung sein Rad zum liegen und rollte selbst zur Seite ab. Zum Glück ging der Unfall ohne weiteren Schaden ab. Die Tasche habe ich dann mit Tesaband und Kabelbindern wieder an den Gepäckträger gebunden. Die haben mir da wirklich den letzten Schund verkauft.
Der Feldweg erwies sich dann auch noch als Irrweg, wurde immer schlechter und endete vor einem Teich. Wir fuhren einige Meter zurück, auf einer schlammigen Ausweichstrecke um den Teich herum und zwischen einem Acker und einem Truppenübungsplatz immer weiter. Schliesslich kamen wir auf eine Schotterpiste. Ich hoffte, dies wäre jetzt die unbefestigte Straße, die in der Karte so schön deutlich eingezeichnet war. Wir landeten aber deutlich weiter östlich als geplant auf der vielbefahrenen Europastraße 15, die nach Torun hineinführt. Uns blieb jetzt nichts anderes übrig, als auf dieser Straße weiterzuradeln.
Kurz vor Torun konnten wir dann aber doch auf einer gesperrten Nebenstraße bis zum Stadtrand gelangen. Dort mussten wir die Räder über die Gleise der quer verlaufenden mehrspurigen Bahnstrecke heben.
Bei km 107 erreichten wir schliesslich Torun. Wir überquerten die dort schon beeindruckend breite Weichsel. Auf der Brücke waren einige heftige Buckel - es machte Ratsch und der nächste Henkel meiner rechten Packtasche verabschiedete sich. Zum Glück war mein Packen Kabelbinder noch lange nicht zu Ende und ich hatte ja jetzt auch schon Übung.
Torun erwies sich als sehr sehenswerte Stadt, mit Backsteingotik im Stil der alten Hansestädte. Es waren sehr viele Touristen unterwegs, scheinbar auch viele Schulklassen. Wir haben uns im Zentrum ein bischen umgesehen und uns dann noch eine Pizza schmecken lassen. Die Ausfahrt aus der Stadt erwies sich als viel problematischer, als wir geglaubt hatten. Es gab einfach keine Beschilderung, auch nicht auf den größeren Auostraßen. Keine Ahnung, wie die Polen sich hier zurechtfinden, wir konnten uns nur nach Sonnenstand und Himmelsrichtung orientieren. Dazu kamen noch Radwege ohne Bordsteinabsenkung an den Einmündungen, LKW, die in der Spur überholen und hupende Autofahrer. Des Radlers Albtraum sozusagen.
Hinter Torun war die bisher ziemlich ebene Landschaft zu Ende, es wurde hügelig. Von km 125 bis 135 folgten wir einem ausgeschilderten Radweg in einem breiten Flußtal durch den Wald. Wir kamen hier wegen des sandigen Untergrunds zwar deutlich schwerer und langsamer voran, dafür entschädigte die schöne Landschaft. Bei km 160 mussten wir dann zurück auf die E15, gegen Abend herrschte aber zum Glück deutlich weniger Verkehr.
Kurz vor Brodnica folgten wir einem Hinweisschild "Acroturistica", was man frei mit "Urlaub auf dem Bauernhof" übersetzen könnte.
Die Pension hatte zwar mit einem Bauernhof nicht das geringste zu tun, aber das Besitzer-Ehepaar war super gastfreundlich. Sie konnten beide sehr gut deutsch, da sie einige Zeit im Ruhrgebiet gewohnt und gearbeitet hatten. Jetzt hatten sie in ihrer Heimat ein richtiges Schmuckstück an Haus samt vermietbarem Nebengebäude errichtet. Die Frau bereitete uns ein überreichliches Abendbrot mit Krautwickel und einem großen Berg Katoffelbrei.
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