6. Tag, Mittwoch, 11.06.2008 Etappe: 173km Gesamt: 910km |
Bis zum nächsten Morgen rückte die Oma nicht mit dem Übernachtungspreis heraus, was uns schon ein wenig komisch vorkam. In der Zwischenzeit hatte sie auch noch ein recht nettes Frühstück gemacht. Als wir sie kurz vor der Abreise konkret auf den Preis ansprachen sagte sie nur: „Ihr gebt soviel ihr denkt.“ Das überraschte uns sehr und verunsicherte uns zugleich. Einerseits war die Oma wirklich sehr gastfreundlich, andererseits war es dort aber auch ganz schön „schmuddelig“. Unter dem Motto „Andere Länder andere Sitten“ einigten wir uns auf 30 EUR und die Oma schien damit ganz zufrieden zu sein.
Immerhin kamen wir recht pünktlich 7.30 Uhr in die Sättel. Das war auch notwendig, denn dieser Tag schien erneut sehr heiß zu werden. Zunächst mussten die am Vortag nicht mehr geschafften 20 km bis Komarno gefahren werden. Das war ziemlich unangenehm, weil wir diese auf einer Fernverkehrsstraße absolvieren mussten. Trotzdem kamen wir schnell voran und erreichten Komarno recht zügig. Dort suchten wir eine Tankstelle auf um einen slowakischen Autoatlas zu kaufen.
Wir überquerten die Donau und gelangten in die ungarische Schwesterstadt vom Komárno, Komárom. Ab da fuhren wir rechtsseitig der Donau, auf ungarischer Seite, weiter. Das erwies sich als schwerwiegender Fehler. Die nun folgenden 57 km bis Esztergom waren nur auf einer verkehrsreichen, mit Lastern überfüllten Fernverkehrsstraße (natürlich ohne Radweg) zu absolvieren. Ein Wechsel auf die slowakische Seite war aufgrund fehlender Brücke nicht mehr möglich. Die Donau bekamen wir auch kaum zu Gesicht, vorbei war es mit der Idylle, immer heißer wurde es außerdem. Da wir diesen unangenehmen Teil schnell hinter uns bringen wollten, verzichteten wir auf eine Pause.
In Esztergom wurden wir durch den monumentalen Anblick der berühmten Basilika wenigstens teilweise für die Plackerei entschädigt und ließen es uns nicht nehmen dieses eindrucksvolle Bauwerk zu umrunden und einmal quer über den Burgberg zu fahren. Immerhin war Esztergom einmal ungarische Hauptstadt.
Über die dortige Donaubrücke wechselten wir nun wieder auf die slowakische Seite und kamen nach Štúrovo. Die Strapazen und die Hitze hatte uns inzwischen ganz schön zugesetzt. So ließen wir uns gleich im ersten Biergarten nach der Brücke nieder und genossen jeder 2 halbe Liter.
Bei Šturovo mündet der nach Donau und Waag drittgrößte slowakische Fluß, der Hron (deutsch: Gran), dessen Verlauf wir jetzt folgten. In der Nähe von Kamenica nad Hronom steht ein russicher T-34 auf einem Sockel, der dort an die Befreiung der Slowakei vom Naziregime erinnert.
Jetzt fuhren wir nach Norden in Richtung Tatra. Ein ansonsten sehr selten vorkommender Rückenwind ließ uns zügig vorankommen. Obwohl es sehr schwül war, durchfuhren wir mühelos die jetzt vor uns liegende Hügellandschaft und genehmigten uns bei Kilometer 119 ein weiteres Päuschen. Da es sich in der dünn besiedelten Gegend nur um einen besseren Kiosk handelte, vernaschten wir diesmal zum Bier eine Tafel Schokolade. Eine eigenartige Zusammenstellung, aber für ausgelaugt Radfahrerbeine nicht die schlechteste. Die Unterhaltung mit der Kiosk-Betreiberin war ob der nicht zusammenpassenden Fremdsprachenkenntnisse recht kompliziert - sie sprach ungarisch, slowakisch und italienisch, wir konnten nur mit russich, englisch und deutsch dienen.
Die 3 Kilometer von Krškany nach Horša kamen wir nicht so gemütlich voran, denn es stand lediglich ein Wald- und Wiesenweg zur Verfügung. Mittlerweile wurde die Landschaft immer hügeliger und an den Wolken konnte man schon erkennen, dass es wohl bald ein ordentliches Gewitter setzen wird. Als wir den Berg von Horša hoch zur Fernstraße 51 bezwungen hatten und sich der Wald lichtete schlug das Unwetter los. Eine gut ausgebaute Straße fuhren wir ohne Rücksicht auf Verluste hinab in der Hoffnung auf Unterstand. Mit einem Auge nahmen wir gerade noch ein nach rechts gerichtetes Schild mit der Aufschrift „Erotik-Cafe 500m“ wahr. Diese Unterstellmöglichkeit nahmen wir dann doch nicht war und rollten weiter ins Dörfchen Kmet'ovce. Gleich nach dem Ortseingangsschild lud ein klassischer Dorfkonsum bei Kilomter 147 zum Unterstellen ein. Zusammen mit der Ladenbesitzerin und einem vom Alkohol bereits schwer angeschlagenen Einheimischen, machten wir es uns auf der Gartenbank unter dem Ladenvordach mit einer Flasche Gerstensaft bequem und warteten gemütlich den Gewitterguss ab. Der nicht mehr ganz nüchterne slowakische Zeitgenosse im Retrolook grabschte immer wieder auf unserer Karte herum und versuchte irgendwas erklären. Wir wissen bis heute nicht welches Problem er hatte.
Nach dem Guss war die Luft optimal gereinigt. Zudem hatte es ordentlich abgekühlt. Auch die Pause und das Getränk haben uns gut getan. So gingen wir den letzten ca. 20 Kilometer langen Anstieg dieser Tagesetappe an. Nach anstrengenden 500 Höhenmetern oben in Štiavnické Bane angekommen fanden wir auch gleich eine sehr schöne, neu errichtete preiswerte Pension an einem idyllischen See. Mit riesigem Appetit verschlangen wir gleich 2 Portionen leckerste Spaghetti.
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