Innerkrems bis Bad Mitterndorf – 134km, gesamt 802km
Gleich zu Beginn des Tages, Start war gegen Neun, ging es steil hinauf auf den Schönfelder Sattel. Die Straße windet sich über viele enge Sepentinen, die so richtig schön übereinander liegen, den Hang am Talende hinauf. Dabei ergeben sich immer wieder schöne Blicke zurück Richtung Innerkrems und auf den gegenüber liegenden Skihang.
Am höchsten Punkt habe ich kein Schild oder so etwas gefunden. Der Schönfelder Sattel ist ja auch nur ein „halbseitiger“ Pass, von Innerkrems rauf steil, auf der anderen Seite ein flaches Hochtal. Es ging also leicht abwärts, erst linkerhand durch den Ort und dann hinab ins Bundschuhtal. Almen erstrecken sich zu beiden Seiten, unterbrochen von vielen kleinen Wäldchen oder einzeln stehenden Bäumen. Ein Bächlein rauscht neben der Straße hinab. Ich habe einen kleinen Zufluss auch gleich genutzt, um den Wasservorrat in den Trinkflaschen aufzufüllen.
Da das Tal nur ein geringes Gefälle hat, zog sich die Abfahrt schön in die Länge. Weiter unten wird das Tal aber enger, so dass die Strassenbauer leider keinen besseren Weg fanden, als einen ganz schön steilen und langen Gegenanstieg einzubauen und die Straße so am linken Hang in die Höhe zu führen. Entsprechend steil war dann auch die Schußfahrt hinab nach Pichlern. Dort bin ich halbrechts gefahren und kam so nach Pischelsdorf im Murtal.
Dort habe ich wohl einen Wegweiser falsch gedeutet und mußte deshalb 3km auf der Bundesstraße fahren, ehe ich wieder auf die rechte Talseite und damit auf den Murtal-Radweg gelangte. Dieser führt in leichtem auf und ab über gut ausgebaute Nebenstraßen und Wirtschaftswege. Eine Radweg-Umleitung führte in den Ort Tamsweg hinein. Dort war rund um die Kirche alles durch Trecker und LKW vertopft, so dass ich mir einige Schleichwege gesucht und dabei die Richtung verloren habe. Ein Radler-Pärchen auf Mountainbikes mit Monster-Rucksäcken auf der Schulter blickten auch etwas ratlos. Sie waren der Meinung, auf dem Murtal-Radweg zu sein, was aber nicht so recht stimmen konnte. Ein längerer Blick auf die Karte ergab dann, dass sie auf dem Radweg im Leistritztal waren, genau dort, wo ich hinwollte. Ich habe ihnen versucht zu erklären, dass der Murtal-Radweg weiter südwestlich wäre, sie schenkten mir aber scheinbar keinen Glauben und sind mir nachgefahren. Erst am Ortsausgang drehten sie um.
Mein Weg führte mäßig ansteigend, unterbrochen von kurzen Gefällestrecken, über einen unscheinbaren Sattel Richtung Seebach. Mittlerweile war es deutlich wärmer geworden, die langen Klamotten konnten runter. Weiter ging es bergab ins Rantental Richtung Murau. Ich bin ca. 15km vor Murau links abgebogen, über einen weiteren kleinen Sattel nach Schöder. Im Ort hat es mich ordentlich durchgeschüttelt, weil die Straße abgehobelt worden war. Am Rand stand ein großes Schild „Lehrlingsbaustelle“, vielleicht kann der Meister ja gerader hobeln.
Ungefähr einen Kilometer hinter Schöder beginnt der Anstieg Richtung Sölkpass. Zunächst geht es eine Steilrampe hoch, die ich nur im Wiegetritt mit kleinstem Gang bezwingen konnte. Nach 3km wird es erstmal flacher, wenig später aber nochmal ganz steil, ehe man dann ein Hochtal erreicht. An einer kleinen Kapelle am Wegesrand habe ich erstmal eine kurze Rast und Trinkpause eingelegt. Da kommt ein älterer Mountainbiker vorbei, grüßt kurz, und tritt langsam aber stetig durch. Ich habe mich aufs Rad geschwungen und hatte ihn nach ca. zwei km eingeholt. Bei einer kurzen Rast haben wir uns über das woher und wohin ausgetauscht. Stellt sich heraus, dass er aus Murau kommt und auch auf den Sölkpass will. Da er auch etwa mein Tempo fuhr, blieben wir erstmal zusammen. Zu zweit geht das auch irgendwie besser, ist gut für die Moral.
Die Straße bleibt zunächst neben dem Fluss auf der Sohle des Hochtals, um sich dann mit 10..12% am rechten Hang über viele Serpentinen hochzuwinden. Ein ganz leichter, gut aushaltbarer Nieselregen beeinträchtigte die herrliche Aussicht ins hintere Katschbachtal nur unwesentlich.
Nach jeweils vier Kehren legten wir eine kurze Verschnaufpause ein. Ich hatte gerade den Fotoapparat gezückt, als mein Rad unvermittelt umfällt. Der Hinterbau-Seitenständer, Marke Baumarkt und keine zwei Monate alt, war einfach abgebrochen. Alu ist eben manchmal doch Mist, Stahl hätte wohl weniger ruckartig nachgegeben. Etwas gefrustet warf ich die Überbleibsel in hohem Bogen in ein Seitental hinab.
In der nächten Kehre krachte es auf einmal. Eine Motorrad-Fahrerin, Nachzügler einer ganzen Truppe, schmiss ihr Gerät in der steilen Rechtskurve nach innen um. Zum Glück war außer abgeplatztem Lack nichts weiter passiert. Ein paar andere Leute aus der Truppe mussten beim Aufrichten des Mopeds helfen, das Teil war für die zierliche Frau wohl doch etwas schwer.
Es folgt ein längeres, fast gerades Steilstück. Nach einer Rechtskurve wurde es noch steiler. Dabei bin ich aus dem Tritt gekommen und musste vom Rad. Da ich nach mehreren vergeblichen Versuchen einsehen musste, dass ich die schwere Fuhre bei diesem Anstieg nicht wieder los bekomme, musste ich erstmal 200m schieben. Es folgte ein Flachstück, welches ich natürlich nutzte, um wieder aufzusteigen. Schon bei der nächsten Rechtskurve wiederholte sich das Spiel nochmal, was zu weiteren 100m „Schiebung“ führte.
Weiter oben wird es wieder etwas flacher, das letzte Stück hoch zum Pass ist dann ziemlich einfach. Leider gibt es von dort keine schöne Aussicht mehr Richtung Süden, also zurück ins Katschbachtal. Wegen des ungemütlichen Wetters dehnten wir die Pause oben nicht lange aus. Schnell noch ein paar Fotos, Verabschiedung, Helm auf und langärmlige Klamotten an und schon rollten wir auf entgegengesetzten Seiten den Berg wieder hinab.
Ich habe aber schon an der ersten Kehre wieder abgebremst, hier ist der ideale Foto-Punkt für das obere Sölktal und die serpentinenreiche Straße hier herauf.
Die Abfahrt war dann recht einfach, nicht zu steil, die Kurven schön ausgebaut und nicht zu eng. So konnte ich es einfach laufen lassen. So langsam wurde es aber saukalt. In bin dann erstmal in einer Mini-Kneipe eingekehrt, mehr zum Aufwärmen als wegen des Hungers. Die Bedienung ließ sich viel Zeit, ich habe auf Brot mit Eier und Speck geschlagene 40 Minuten gewartet.
Der Rest der Abfahrt ins Ennstal war dann schnell zurückgelegt. Der Enns-Radweg nützte mir nichts, wollte ich doch gleich auf der anderen Seite wieder hoch zum Salza-Stausee. Nach 5km auf einer vielbefahrenen Straße konnte ich endlich einen Abzweig nach links nehmen. Leider erwies sich das als Fehlschlag, die Straße war eine Sackgasse und ich drehte nur eine Ehrenrunde. Ein Fußweg schien in die richtige Richtung weiterzugehen, endete dann aber auch am Fluß ohne Brücke bzw. an der Bahnstrecke ohne Übergang. Nach weiteren 2km hatte ich dann endlich eine Verbindungsstraße auf die andere Talseite gefunden. Nach weiteren 5km auf verkehrsreicher Bundesstraße bog ich rechts nach St. Martin am Grimmling ab. Eine Wanderweg-Tafel verhalf mir zu besserer Orientierung. Ich bin dann über einen Fußweg runter zur Salza, habe mein Rad um eine geschlossene Schranke drumrumgetragen, und bin dann auf einen Schotterweg, teilweise schiebend, steil bergauf.
Nach weiteren 2km hatte ich dann den Steinpass und die richtige Straße erreicht, von hier aus ging es fast nur noch bergab zur Staumauer. Die Schranke und Warnhinweise daneben habe ich ignoriert, bin durch zwei kleine, grob behauene und unbeleuchtete Tunnel gefahren und stand vor dem Salza-Stausee, der sich zwischen steilen Felswänden entlangwindet, die sich im ruhigen Wasser spiegeln.
Über einen kleinen Sattel ging es hinab nach Bad Mitterndorf. Ich bin dort in einem Wanderhotel untergekommen. Ich habe mein Rad in den bereits gut gefüllten Fahrradraum geschafft und dort an die Wand gelehnt, der Ständer war schließlich weg. Das Abendessen war reichlich und lecker, wenn auch dem Zigeunersteak die Zigeunersauce fehlte.
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