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Istanbul 2012 – 8. Tag – Alter Schwede

Sancraiu – Pasul Bucium, 125 km, gesamt 1.326 km

Morgens zauberten uns die netten Gastgeber wieder ein riesiges Frühstück, von dem wir im Höchstfalle die Hälfte verdrücken konnten.

7.50 Uhr starteten wir bei strahlend blauem Himmel mit ein paar Schönwetterwölkchen. Die Kirche im Dorf gefiel uns sehr gut

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Nachdem es auf sehr guter Straße gut voran ging, gelangten wir auch schon zum ersten Passanstieg. Bei den Felsen und Bäumen hätte man auch denken können, wir sind im Zschopautal. Nur die freilaufenden Rindviecher gibt es dort nicht. Oben in über 1.000 m Höhe angekommen, wurden wir mit einem tollen Ausblick belohnt.

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Schnell wurden noch die Trinkflaschen mit kaltem Quellwasser befüllt.

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Wir wussten dass die eigentliche Passhöhe über 1.300 m ist und wir zwischendrinne nochmal runter zu einem Stausee müssen. Die Abfahrt war zwar sehr schön, aber viele im Schweiße erkämpften Höhenmeter gingen wieder flöten.

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Zum Glück blieb die Straße relativ gut und wir gewannen schnell wieder an Höhe. Bei löchrigem Pflasterbelag (siehe Vortag) wäre das die reinste Schinderei. Bei km 46 machten wir Pause bei einem kleinen Laden mit angebauten Bierausschank. Immer wieder mussten wir freilaufende Kühe und Pferde von unseren Rädern vertreiben. Beinahe hätte sich die Kuh mit ihren Hörnern in Falks Vorderrad verfitzt.

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Diesmal tranken wir zu Mittag nicht bloß Bier, sondern kauften uns noch Schokolade und eine Art Pfefferkuchen. Die Versorgung ist also auch im letzten Bergdorf kein Problem. Weiter ging es nun hinauf und der Pass wurde problemlos bezwungen. Die nun folgende Abfahrt war grandios. Wir kamen durch viele Dörfer mit interessanten Holzbauten.

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Weiter unten holten wir zwei vollbepackte Radfahrer ein. Es waren Daniel und Thomas, zwei junge Schweden, die schon Mitte Mai bei sich losgefahren sind und schlussendlich noch bis Kasachstan wollen. Wir hatten interessante Gespräche im Fahren auf relativ belebter Straße. So wurde schnell der Entschluss gefasst ein gemeinsames Bierchen zu trinken.

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In englisch wurden viele interessante Details ausgetauscht. Außerdem wurde beschlossen noch ein Stück gemeinsam zu radeln und dann die Nacht im Zelt zu verbringen.

Letzte Lebensmittel
waren schnell besorgt und wir fuhren noch ca. 30 km bis wir eine geeignete Stelle zum campieren gefunden hatten. Es dauerte auch gar nicht lange und es kam der Imker der naheliegenden Bienenstöcke vorbeigeschaut. Er bat lediglich, die Zelte ein wenig umzusetzen, weil er am nächsten Morgen mit seinem Auto zu den Bienen müsse. Außerdem sollten wir noch von seinen Aprikosen kosten.

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So wurde schnell eine Päckelsuppe gekocht. Bei den Schweden gabs Reisklunsch mit Salami. Einer der Schweden schleppte sogar eine kleine Gitarre durch ganz Europa und konnte auch ganz gut darauf spielen. Die Rückseite der Gitarre wurde als Schneidbrett genutzt, muss man auch erstmal drauf kommen. Mit zwei Flaschen Wein und einer 2,5 l Flasche Bier hatten wir noch einen lustigen Abend und sind so gegen 23.00 Uhr im Zelt verschwunden.

Geschrieben von Falk

PS: Wer des Schwedischen mächtig ist oder mit der grausigen maschinellen Übersetzung von Google leben kann, der kann Thomas‘ und Daniels Tour in ihrem Blog mitverfolgen.

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Istanbul 2012 – 7. Tag – Ein gerüttelt Maß Rumänien

Debrecen – Sâncraiu, 191km, Gesamt 1.201km

Nach zeitigem und guten Frühstück stiegen wir 7.50 auf die Räder. Der Himmel war leicht bedeckt, also nicht so heiß. Kurz vor der Grenze füllten wir nochmal alle Trinkflaschen auf. Außerdem wurde noch ein riesige Salami (für alle Fälle) geordert und im Packsack verstaut.

Problemlos passierten wir nach 30 km die rumänische Grenze.

Der erste Eindruck war, dass alles trist, fahl, und trostlos wirkte. Im ersten Ort hob Frank rumänische Lei ab. Falk tauschte die letzten Forint ebenfalls in Lei um.
Die Radlerei ging zäh, die km flutschten lange nicht so wie an den Vortagen. Ursächlich für das miserable Vorwärtskommen sind die teils miesen Straßen. Teilweise wird man auf marodem Pflaster (wo 25% aller Steine fehlen) massiv durchgeschüttelt – egal wie schnell man fährt, es tut nur weh. Am ehesten vergleichbar ist das mit mecklenburgischem Kopfsteinpflaster.
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Man hat ständig Angst Teile und Ausrüstungssachen zu verlieren. Dann wird aber auch plötzlich die Straße wieder schön und man denkt man ist zuhause.

Die Strampelei zog sich jedenfalls so dahin. Zwischendurch kamen wir durch eine Zigeunersiedlung. Gleich war ein ca. 10jähriger Junge mit dem Fahrrad dabei uns rasant zu überholen. Irgendwas wollter er uns immer sagen bis er natürlich um Geld bettelte. Dabei ging er leider leer aus.
Bei km 80 kamen wir in Suplacu de Barcu an einer Pizzeria vorbei, die unsere Aufmerksamkeit erregte. Hoch erfreut stellten wir fest, dass es Bier gab und dass dieses auch sehr süffig ist. Falks größte Sorge (die Tour droht an Unterhopfung zu scheitern) war damit erstmal vom Tisch.
Auch die Pizza war sehr reichhaltig und lecker.
Weiter ging es bergauf und bergab auf schlechten wie auf guten Straßen.

Laut Franks Routenplanung sollte es über einen 600 m hohen Pass gehen. Das ist wahrlich nicht gerade hoch. Aber immerhin trotzdem erstmal 500 Höhenmeter mit der Fuhre und auf diesen „Straßen“. Auf ungefähr halber Strecke erblickten wir einen großen Sonnenschirm mit Bierwerbung. Drunter saßen schon 5 einheimische Bauern beim Bier.
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Also setzten wir uns dazu, denn unser Durst hatte auch schon beängstigende Ausmaße angenommen. Sofort kamen wir mit Händen und Füßen ins Gespräch. Nur einer von denen konnte bruchstückhaftes Englisch. Dieser ging auch sofort zur Wirtin und spendierte uns 2 große Bier. Nachdem diese ruck zuck leergezischt waren wollten wir uns natürlich auch nicht lumpen lassen und holten auch eine Runde mit 7 Bieren (ca. 3 EUR). Jetzt sah es auf dem kleinen Tisch aus wie zu besten Tanzzeiten und es wurde immer lustiger. Es stellte sich heraus, dass nicht alle Anwesenden Bier tranken, weil sie z. B. mit dem Traktor da waren. Wir wollten dann irgendwann weiter, aber die fröhlichen Leute ließen uns nicht bis auch das letzte Bier getrunken war.
So sind wir zunächst erstmal ganz schön rumgeeiert. Aber den Pass hinauf ging es verdächtig leicht. Na wir waren ja auch frisch betankt. Zum Glück kommt dort nur alle 10 Minuten ein Auto.

Die Abfahrt ins Tal fand dann wieder auf bestens ausgebauter Straße statt. Allerdings mussten wir im Anschluss ca. 15 km auf einer unglaublich überlaufenen, lärmenden Fernverkehrsstraße strampeln. Das macht wirklich keinen Spaß, ließ sich aber auch nicht vermeiden, weil das weit und breit die einzige Straße durch das Tal war. Irgendwo verließen wir die ätzende Straße, weil Frank der Meinung war, dass es im nächsten Ort eine Unterkunft gebe. Die Zufahrt zum Ort sah erst sehr vielversprechend aus. Eine ganz neu gebaute Straße. Die ging aber schon nach kurzer Zeit in einen Sand-/Schotterweg über der das Radfahren so gut wie unmöglich machte. Die Räder sanken so tief ein, dass Fahren nur noch unter unerträglichem Kraftaufwand möglich war. Frank hat das letzte Stück nur noch geschoben.

Im Ort fanden wir dann gegen 21.00 Uhr (wir waren schon drauf und dran das Zelt rauszuholen) doch noch eine Bleibe. Die freundlichen Gastgeber konnten kein Wort deutsch oder englisch.
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Trotzdem haben sie uns umgehend ein sehr reichhaltiges Abendbrot mit leckerem (wahrscheinlich selbergemachten) Käse, Salami, ganz leckeren Tomaten, Speck, Milch aufgetischt. Und einen selbergemachten Obstler mussten wir auch unbedingt trinken. Der hat mächtig gebrannt, sind wir doch beide das Schnapstrinken nicht gewöhnt. Nach dem Duschen sind wir gleich in die Betten gefallen. Immerhin haben wir es auf 161 km gebracht, obwohl wir durch die Zeitumstellung auch noch eine Stunde eingebüßt haben.
Seit wir in Rumänien sind haben wir beide keinen Handyempfang mehr. Das Internet geht komischerweise. Seltsam ist, dass anscheinend alle Rumänen telefonieren wie verrückt. Haben die bessere Handys?
Morgen geht es dann weiter in die Karpaten.

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