Caransebes – Petrosani 125km
Heute früh kamen wir etwas später als geplant in die Gänge, hatten wir doch keinen Wecker gestellt und damit die Umstellung auf Osteuropäische Sommerzeit (MEST + 1 Stunde) quasi verpennt.
So saßen wir also erst kurz vor Neun rumänischer Zeit im Sattel und verließen diesen auch gleich nochmal, um im Supermarkt etwas schmackhaftes für die Trinkbuddel zu ergattern. Heute brachte Falk einen Ananas-Saft mit, der sich dann allerdings eher als süßes Zeug ohne Geschmack herausstellte.
Zunächst fuhren wir auf einer größeren Straße talaufwärts Richtung Hateg. Nach reichlich 20km hielten wir kurz an, um eine Kirche zu fotografieren. Diese schien uns relativ neu gebaut, aber in einem alten Stil.
Der weitere Anstieg war anfangs unmerklich, nahm aber nach ca. 40km deutlich zu. Wir legten bei km 56 eine Pause ein. Hier gab es ein archäologisches Museum, hatten doch die Römer hier deutliche Spuren hinterlassen. Wir waren aber beide der Meinung, dass die Besichtigung von alten Grundmauern mit rumänischsprachiger Erklärung uns nur wenig bringt und strampelten alsbald weiter.
Weiter oben sahen wir linker Hand eine unheinlich verrostete und vergammelte Industrieanlage, in Rumänien leider keine Seltenheit.
Nach Überwindung eines ersten kleinen Passes mit einer Höhe von ca. 700m über NN ging es einige Zeit bergab. Dabei kam ein starker Wind von der rechten Seite auf, der uns bereits böses erahnen ließ.
Leider blieb es nicht bei der Ahnung, ab Hateg führte unser Weg südostwärts bergan Richtung Petrosani und damit direkt in den Wind hinein. Nach ca. 15km Geracker in kleinen Gängen gegen den Sturm waren unsere Energiespeicher erstmal leer. Wir füllten diese in einer Kneipe am Straßenrand mit Schnitzel, Palatschinken und Bier wieder auf. Dabei zogen wir die Rast auf fast eine Stunde in die Länge, immer in der Hoffnung auf nachlassende Luftbewegung.
Und tatsächlich, im Folgenden war der Wind weniger problematisch. Das lag aber wohl mehr daran, dass das Tal jetzt kurvenreicher war und sich auf einen weiteren Pass auf ca. 750m hoch wand. Hier zwang uns die Steigung und der zusehende Kräfteschwund zu einem Halt auf offener Strecke. Rechterhand, also südwestlich unserer Route erhebt sich das Retezat-Gebirge. Heute nachmittag schien es, als hätte sich dort ein schlechtes Wetter festgehakt.
Etwa drei Kilometer weiter hatten wir dann allerdings den Scheitelpunkt erreicht und sausten, nur kurz für einen Fotohalt unterbrochen, zu Tale.
Da die Schaltung an Falks Rad noch immer etwas schief läuft und nicht optimal eingestellt ist, wollten wir heute abend noch etwas am Material werkeln. Zudem gibt das Lenkerlager ab und zu ein knackendes Geräusch von sich und läuft nicht richtig rund. Wahrscheinlich hat sich bei den Schlammschlachten in Ungarn Dreck ins Lager verirrt und müsste mal mit Demontage und Fett vertrieben werden.
Leider hat uns die langwierige Suche nach einer Unterkunft die Sache etwas vermasselt, so dass das Rad morgen erstmal unrepariert ins Hochgebirge hinauf muss.
Petrosani hinterläßt bei uns einen etwas zwiespältigen Eindruck. Die äußere Anmutung ist zunächst „dreckige Industriestadt“, es gibt aber eine nette Innenstadt mit Fußgängerzone und mindestens zwei alten Kirchlein. Wir sitzen gerade im „Restaurant Medieval“ im mittelalterlichen Ambiente, mit wenig mittelalterlichem nervenden Fernseher in der Ecke, aber richtig leckerem italienischen Essen.
Hallo Ihr Budapestfahrer, habe voller Genuss eure weiteren Abenteuer gelesen. Gestern sind wir vom Balaton zurückgekommen. Nach zwei herrlichen, sommerlichen Tagen schüttete es gestern wie aus Kübeln und das scheint sich hier in Deutschlanf fortzusetzen. Die Räder und wir sind jedoch im Trockenen.
Wir wünschen euch ein weitere erlebnissreiche Strecke, mehr Radwetter, keine weiteren Defekte und einfach schöne Erlebnisse,
Julius, Ulrike & Marco