Petrosani – Rau Sadului 90km
Da wir auf der gestrigen zähen Etappe nicht viel erlebt haben und dadurch auch kaum Fotos geschossen wurden, möchten wir das heute ein wenig wieder gutmachen.
Das heutige Frühstück im rumänischen Nobelhotel konnte man durchaus als üppig bezeichnen.
Da wir ja auf der heutigen Etappe 3 Pässe zu bewältigen hatten, versuchten wir noch mal direkt vor dem Hoteleingang den windschiefen Schaltarm an Falks Fahrrad etwas gerade zu biegen. Dieser war noch ein Überbleibsel der großen Schaltarmpanne vom Dienstag, als sich (auf gerader Strecke und ohne Vorwarnung) eine Schraube löste und der Schaltarm in die Speichen gelangte.
Als wir anfingen zu hantieren, machte uns ein aufmerksamer Rumäne darauf aufmerksam, dass gleich 2 Türen weiter ein Radladen sei. Mit so einem netten Zufall war nicht zu rechnen.
So verlagerten wir das Bau- und Bastelgeschehen 2 Türen weiter in die Werkstatt. Der Mechaniker stand schon bereit und hatte das Problem umgehend visuell erkannt. Routiniert und mit geschickten Händen zerpflückte er die Schaltung in alle seine Einzelteile und zeigte an, dass beim am Dienstag „rausgehuppten Radl“ (Plasterolle) das Lager (Stahlbuchse) fehlte.
Schnell war die Sache repariert und der Arm geradegebogen. Mit der Rolle wäre Falk wohl nicht mehr weit gekommen, denn die alte war durch das Geeier schon ganz schön abgeschliffen.
Bei dieser Gelegenheit warf der pfiffige Mechaniker noch gleich einen Blick in das Lager von Falks Lenker. Dieser blockierte nämlich mitunter ein bisschen, was auch schnell zum Sturz führen konnte. Wie nicht anders zu erwarten, war das Lager total verdreckt und angerostet. Dieses Dilemma wurde ebenfalls im Handumdrehen behoben.
Wir konnten unser Glück kaum fassen, vollkommen zufällig auf die Werkstatt getroffen zu sein. Falk konnte die drei kleinsten Gänge nicht mehr benutzen. Da wäre die heutige Bergetappe nicht zu schaffen gewesen.
Mit einer Stunde Verzögerung, dafür aber voller Optimismus und bei schönstem Wetter haben wir uns also aufgemacht die Karpaten zu überqueren. Aus dem Ort raus ging es sofort bergauf. Der erste zu überquerende Pass befand sich auf 1.580m. Wir konnten einen Holzlaster einholen, der sich ebenfalls dort hoch quälte. Ca. 2,5km haben wir uns hinten ran gehängt und sind mit konstanten 13km/h die Straße hochgetuckert. Dann bog das Gefährt links ein ins Sägewerk. Länger wäre die Abschlepperei aber auch kaum auszuhalten gewesen, denn die alte Karre qualmte uns unentwegt mit schwarzen Dieselwolken voll, dass es uns fast den Atem nahm und der Anhaltearm wurde langsam taub.
Weiter ging es auf guter Straße ein breites Gebirgstal mit ganz wenig Verkehr hoch.
Aufgrund der noch zu bewältigenden Höhenmeter beschlossen wir ca. alle 5km eine kurze Pause einzulegen, um einen Schluck zu trinken, bzw. um die Beine zu entspannen.
Die Landschaft war äußerst reizvoll und wir gewannen schnell an Höhe. So kamen wir mit 8-9 km/h ganz gut voran. Immerhin sind die Räder mit ca. 30kg Gepäck beladen, da fährt es sich nicht ganz so spritzig.
Gegen 12:00 erreichten wir den ersten Pass.
Eine entspannte Abfahrt, auf der aber auch kostbare Höhe verloren ging, brachte uns zur Rast. In der dortigen Kneipe genehmigten wir uns 2 Bier und ein bescheidenes Mittagessen.
Der jetzt folgende Streckenabschnitt (auf den 2. Pass in Höhe von 1.760m) war uns wohlbekannt. Diesen befuhren wir bereits auf unserer Istanbul-Tour 2012 – allerdings in der Gegenrichtung. Kaum zu glauben: 2012 war die ganze Straße (Transalpina) völlig neu hergerichtet, aber jetzt waren einige Stellen nur noch provisorisch aufgeschüttet und viele Straßenarbeiter dabei, die Straßen wieder befahrbar zu machen. Da muss wohl ein Unwetter oder Erdrutsch zugeschlagen und die Straße versenkt haben.
Außerdem standen überall fliegende Händler mit allen möglichen selbstgeernteten Früchten, Marmeladen und unzähligen Stiegen – bis oben voll mit frisch gesammelten Steinpilzen.
Auch der 2. Pass war im Schleichgang errreicht und es schloss sich wiederum eine steile Abfahrt an, auf der der Tacho über 70km/h zeigte.
Wir verloren dadurch wieder gewaltig an Höhe und fanden uns bei ca. 1.300m wieder.
Frank hatte bei der Streckenplanung ermittelt, dass es sich bei der nun folgenden Passüberquerung nur um eine Fahrstraße handelt. Sofort waren unsere Bedenken wieder da, hatten wir doch vor paar Tagen auf sogenannten Fahrwegen in Ungarn ganz üble Erfahrungen gemacht. Die ungarischen Fahrwege hätte man eher in der sibirischen Taiga vermutet. Heute war es anders und der Weg stellte sich als holprig, aber ganz gut befahrbar – ähnlich dem Weg über den Buchberg – dar. Trotzdem zog sich dieser in die Länge und wir mussten noch einmal bis auf 1.750m Höhe klettern.
Von dort weg ging es sage und schreibe 28km bergab (der Weg blieb allerdings unverändert) und das Bremsen und jonglieren mit den schweren Rädern wurde langsam zur Quälerei.
Das zog sich ca. 1,5 Stunden so hin und wir waren froh doch nochmal auf einer normalen Straße zu landen.
Es dauerte auch gar nicht lange und wir fanden ein nette Pension. Da wir ja jetzt schon in Siebenbürgen sind, sprechen viele Menschen passables Deutsch. Beim leckeren Abendbrot und bisschen Bier klopften wir uns nochmal gegenseitig auf die Schulter über die 1.800 Höhenmetern die wir heute mit 30kg Gepäck auf der Hinterachse absolviert haben.
Morgen wollen wir uns mal ein wenig ausruhen und fahren daher nur die ca. 30km bis Sibiu (Hermannstadt) um dort die Stadt zu besichtigen.
Dem Sturme getrotzt
Caransebes – Petrosani 125km
Heute früh kamen wir etwas später als geplant in die Gänge, hatten wir doch keinen Wecker gestellt und damit die Umstellung auf Osteuropäische Sommerzeit (MEST + 1 Stunde) quasi verpennt.
So saßen wir also erst kurz vor Neun rumänischer Zeit im Sattel und verließen diesen auch gleich nochmal, um im Supermarkt etwas schmackhaftes für die Trinkbuddel zu ergattern. Heute brachte Falk einen Ananas-Saft mit, der sich dann allerdings eher als süßes Zeug ohne Geschmack herausstellte.
Zunächst fuhren wir auf einer größeren Straße talaufwärts Richtung Hateg. Nach reichlich 20km hielten wir kurz an, um eine Kirche zu fotografieren. Diese schien uns relativ neu gebaut, aber in einem alten Stil.
Der weitere Anstieg war anfangs unmerklich, nahm aber nach ca. 40km deutlich zu. Wir legten bei km 56 eine Pause ein. Hier gab es ein archäologisches Museum, hatten doch die Römer hier deutliche Spuren hinterlassen. Wir waren aber beide der Meinung, dass die Besichtigung von alten Grundmauern mit rumänischsprachiger Erklärung uns nur wenig bringt und strampelten alsbald weiter.
Weiter oben sahen wir linker Hand eine unheinlich verrostete und vergammelte Industrieanlage, in Rumänien leider keine Seltenheit.
Nach Überwindung eines ersten kleinen Passes mit einer Höhe von ca. 700m über NN ging es einige Zeit bergab. Dabei kam ein starker Wind von der rechten Seite auf, der uns bereits böses erahnen ließ.
Leider blieb es nicht bei der Ahnung, ab Hateg führte unser Weg südostwärts bergan Richtung Petrosani und damit direkt in den Wind hinein. Nach ca. 15km Geracker in kleinen Gängen gegen den Sturm waren unsere Energiespeicher erstmal leer. Wir füllten diese in einer Kneipe am Straßenrand mit Schnitzel, Palatschinken und Bier wieder auf. Dabei zogen wir die Rast auf fast eine Stunde in die Länge, immer in der Hoffnung auf nachlassende Luftbewegung.
Und tatsächlich, im Folgenden war der Wind weniger problematisch. Das lag aber wohl mehr daran, dass das Tal jetzt kurvenreicher war und sich auf einen weiteren Pass auf ca. 750m hoch wand. Hier zwang uns die Steigung und der zusehende Kräfteschwund zu einem Halt auf offener Strecke. Rechterhand, also südwestlich unserer Route erhebt sich das Retezat-Gebirge. Heute nachmittag schien es, als hätte sich dort ein schlechtes Wetter festgehakt.
Etwa drei Kilometer weiter hatten wir dann allerdings den Scheitelpunkt erreicht und sausten, nur kurz für einen Fotohalt unterbrochen, zu Tale.
Da die Schaltung an Falks Rad noch immer etwas schief läuft und nicht optimal eingestellt ist, wollten wir heute abend noch etwas am Material werkeln. Zudem gibt das Lenkerlager ab und zu ein knackendes Geräusch von sich und läuft nicht richtig rund. Wahrscheinlich hat sich bei den Schlammschlachten in Ungarn Dreck ins Lager verirrt und müsste mal mit Demontage und Fett vertrieben werden.
Leider hat uns die langwierige Suche nach einer Unterkunft die Sache etwas vermasselt, so dass das Rad morgen erstmal unrepariert ins Hochgebirge hinauf muss.
Petrosani hinterläßt bei uns einen etwas zwiespältigen Eindruck. Die äußere Anmutung ist zunächst „dreckige Industriestadt“, es gibt aber eine nette Innenstadt mit Fußgängerzone und mindestens zwei alten Kirchlein. Wir sitzen gerade im „Restaurant Medieval“ im mittelalterlichen Ambiente, mit wenig mittelalterlichem nervenden Fernseher in der Ecke, aber richtig leckerem italienischen Essen.
Ran an die Karpaten
Srpska Crna – Caransebes 164 km
Der Hotelier in der mondänen Villa kurz vor der rumänischen Grenze hatte uns ein bescheidenes Frühstück + Kaffee versprochen. Wir bekamen dann 4 riesige belegte Semmeln, von denen wir jeder mit aller Gewalt bloß drei verzehren konnten.
Unser Start konnte um 8:01 bei erneut südlichem Spätsommerwetter äußerst pünktlich vollzogen werden. An der Grenze war es wie immer: Die Grenzer waren sehr interessiert an unserer Tour und wir mussten erst mal Rede und Antwort stehen.
Im 3 km entfernten Jimbolia haben wir uns dann mit rumänischen Lei eingedeckt und die Trinkbuddles mit einem Gemisch aus Wasser und Saft aufgetankt.
Die ersten 40km in Richtung Timisoara waren auf einer mäßig befahrenen Fernverkehrsstraße zu bewältigen. Das war ausgesprochen langweilig und zäh, aber bei dieser Fortbewegungsmethode purzeln die Kilometer und man kommt zunächst mal gut voran, wenn es weit und breit nichts zu sehen gibt.
So gelangten wir schnell bis nach Timisoara. Frank hat, dank seiner navigatorischen Fähigkeiten, diese Großstadt einmal mehr routiniert durchfahren. Im nachfolgenden Ort genehmigten wir uns bei km 62 das erste Bierchen. 2 halbe Liter motivieren die Fahrer erfahrungsgemäß ordentlich für die nächsten 25km. Bis zu unserer nächsten Pause bei km 88 passierte weiter nichts. Wieder nahmen wir unser Bier unter einem großen, von einer Brauerei gesponserten Sonnenschirm ein. Zahlreiche Dorfbewohner sowie der Dorfbulle hatten sich dort versammelt und diskutierten lautstark über ihre Probleme.
Weiter ging unsere Fahrt über eine eingezeichnete Straße, die sich aber recht schnell als lehmiger Feldweg entpuppte. Die Landschaft wurde nun auch etwas hügelig.
In einem der nachfolgenden Orte besichtigten wir eine ausgesprochen gut erhaltene Kirche. Das dort anwesende alte Mütterchen hatte vergeblich auf uns eingeredet, aber wir konnten einfach kein Wort verstehen. Den Duft in der orthodoxen Kirche empfanden wir als sehr weihnachtlich.
Weiter ging es über Nebenstraßen und Feldwege. Es wurde langsam bergig und unsere Durchschnittsgeschwindigkeit sowie die Kraft in unseren Beinen sanken weiter ab.
Eine weitere Pause war in Farliug bei km 127 fällig. Leider gab es im dortigen Dorfkonsum nur warmes Bier. Das lief natürlich wesentlich schechter und wir versuchten uns neben dem Biere mit Joghurt, Schokolade und Eis zu stärken. Frank hate auch Kekse gekauft. Die waren aber so trocken und bröselig im Mund, dass sie einfach nicht weiterhalfen.
Es ging also weiter, aber der Himmel wurde mittlerweile bedrohlich schwarz. Es dauerte auch nicht lange und alle Schleusen wurden geöffnet. Zum Glück hatten wir gerade ein weiteres Dorf erreicht und konnten uns in einem Hauseingang unterstellen.
Das Unwetter hörte genau so schnell wieder auf wie es begonnen hatte. Die letzten ca. 20km unserer heutigen Etappe legten wir auf einer gut ausgebauten Straße zurück.
In Caransebes fanden wir sofort ein Motel. Zu unserem Erstaunen stand da bereits ein vollgepacktes Fahrrad im Eingangsbereich. John aus Nordengland ist seit dem 10.07. unterwegs und startete in Norwegen. Er fährt die Karpatenrunde gewissermaßen anders herum wie wir und will nach Rumänien noch über Serbien, Montenegro, Albanien und Griechenland nach Athen. Von dort fliegt er dann heim nach England.
Das Abendbrot im Hotel war sehr köstlich, das Ambiente im völlig überdimensionierten Speisesaal ließ FDGB-Ferienheimstimmung aufkommen.. Trost- und leblos mit nackten Mamorsäulen stellt sich der Saal dar.
Dreieinhalb Defekthexen
Palitsch – Srbska Crna 129km
Der superzeitige Startversuch gegen 7 Uhr musste erstmal abgebrochen werden. An Franks Fahrrad gab beim Einhängen der Packtasche der vor zwei Jahren in Rumänien geschweißte Gepäckträger erneut nach. Eine Sicherung aus Kabelbindern half erstmal weiter. Falk widmete sich unterdessen dem aus Nachbars Garten entlaufenen niedlichen Kätzchen.
Am Backwarenverkaufsstand in Palitsch gabe es leckere und durchaus sättigende Süßstücke, nur der morgendliche Startkaffee blieb uns leider versagt.
Vorbei am Palitscher See und Park gelangten wir auf ein wenig befahrenes Sträßchen, wir flogen mit einem 26er Schnitt Richtung Osten und durchquerten dabei im Wesentlichen nur recht langweiliges Agrarland.
In Kanischa konnten wir dann auch den Koffein-Pegel durch Einnahme je zweier sehr wohlschmeckender Kaffee wieder in Ordnung bringen.
Kaum waren wir wieder in den Sattel gestiegen, gab Falks Rad ein unsägliches Geräusch von sich. Eine Inspektion vor Ort ergab, dass sich eine Schraube am oberen Röllchen des Schaltarms gelöst hatte, der Schaltarm daraufhin auseinanderklaffte und eine Speiche so erwischt hatte, dass diese auch noch gebrochen war.
Nun war guter Rat teuer. Eine Notreparatur stellte erstmal wieder die Rollfähigkeit her. Eine Passantin sagte uns, gleich um die Ecke wäre eine Radwerkstatt. Leider war diese nicht zu finden. Ein neuerliches Nachfragen bei Leuten am Straßenrand führte zu einem Gemischtwarenladen im Zentrum. Der Inhaber verstand uns nur schwer, holte aber jemand herbei, der perfekt Englisch sprach. Die gute Frau stammte aus Australien und schickte uns nach mehrere Nachfragen beim Ladenbesitzer und anderen Leuten ca. 1km stadtauswärts zu einem Radladen, der sich gleich hinter dem Restaurant „Galaxy“ befinden sollte.
Das Restaurant haben wir nicht gesehen, aber den Radladen gefunden. Der jugendliche Verkäufer konnte oder wollte uns zunächst nicht so recht helfen oder verstand uns einfach zu schlecht. Kurz entschlossen suchten wir uns ein freies Plätzchen neben seinem Laden und fingen selbst an, zu schrauben. Beim Abziehen des Ritzelsatzes war er dann auch mit einer Kettenpeitsche behilflich, was uns das Ausräumen von Falks „Bieser Tasch“ ersparte.
Nach Einziehen der Ersatzspeiche konnten wir die leichte Acht mit Hilfe seiner Zentriereinrichtung begradigen. Auch eine Tube Locktight konnten wir herausleckern, so dass das „böse“ Schräubchen sich jetzt nicht mehr selbständig machen sollte. Beim Richten des Schaltarms sahen wir, dass auch der Bowdenzug schwer angeschlagen war. Also wurde auch dieser noch gewechselt. Schließlich erhielt Franks Rad noch einen neuen Gepäckträger, allerdings von billigster Sorte (Marke Oma – für Körbchenbetrieb) und zweifelhafter Widerstandskraft gegen die Unbill osteuropäischer Straßen. Letztlich hat der Inhaber des Lädchens nur mit ein wenig Material und Werkzeug geholfen, geschraubt haben wir selbst.
Nachdem die Packtaschen noch an den deutlich kürzeren Träger angepasst waren und es sich auch eingeklickt ohne Berührung der Tasche mit der Hacke treten lies, verließen wir gegen 13:30 Uhr den Ort. Die Rechnung bei unserem Radladen-Inhaber-Lehrling belief sich auf lächerliche 630 Dinar, also ca. 5€. Wir stockten das zur Freude des Bürschchens auf 1000 Dinar auf. Wieder war ein Beruhigungsbier fällig, was die Weiterfahrt bis ca. 14 Uhr verzögerte, aber dringend geboten war.
Nach dem wir bei Novi Knesovac die Theiß überquert hatten, musste das neue Zeug auch gleich einen moderaten Härtetest überstehen, erwies sich doch die in der Karte gelb eingezeichnete Landstraße wieder mal als Rumpelpiste.
Zunächst drängelten wir uns durch eine ansehnliche Gruppe Truthühner, um dann die Staubpiste in Angriff zu nehmen.
Diese war in unregelmäßigen Abständen mit Paprika „gepflastert“, die wohl beim Einfahren der Ernte vom Hänger gefallen waren. Die Paprikafelder auf beiden Seiten haben außer uns auch Franks Bunny-Schäfchen gefallen. Das Zeug erwies sich als richtig lecker und spendete uns Kraft für die folgende Aufholjagd.
Über einsame und geradlinige Straßen preschten wir durch die Vojvodina. Dabei sank die Geschwindigkeit kaum einmal unter die 28km/h und so mancher Traktor wurde überholt.
Bei Erreichen der Grenze bot sich uns ein komisches Bild. Ein Schlagbaum versperrte den Weg, davor parkten zwei verlassene Autos. Wir dachten uns erstmal nichts weiter, liefen am Sperrwerk vorbei und waren schon fast auf der rumänischen Seite, als zwei Grenzer wild gestikulierend aus dem serbischen Häuschen gestürzt kamen, einer von beiden erklärte uns in perfektem Englisch, dass der Übergang „closed“ und der Übertritt „illegal“ wäre und schickte uns südwärts Richtung Srpska Crna.
Die untergehende Sonne trieb uns noch einmal zur Höchstleistung. Letztlich erreichten wir bei einbrechender Dunkelheit ein Motel unmittelbar vor der Grenze. Die Übernachtung ist recht preiswert (27€ fürs Doppelzimmer), das Essen reichlich und saulecker. Wir fragen uns nur, wie dieser ziemlich große Laden in einer schönen alten Villa hier überleben kann, sind wir doch scheinbar die einzigen Gäste.
Nach Süden – es rollt wieder
Simontornya – Palitsch 166km
Nach der gestrigen schlammbedingten Pleite mit dürftiger Kilometerausbeute rollte es heute deutlich besser und wir konnten die Schmach wieder ordentlich ausbügeln.
Da wir unser Frühstück recht zeitig einnehmen konnten, waren wir mit einer Startzeit von 8:08 gut in die Gänge gekommen. Auf geradlinigen, kaum befahrenen Straßen pendelte sich die Tachonadel lange Zeit zwischen 26 und 28 km/h ein. Ein leichter Rückenwind unterstützte uns dabei. Zum Glück hatten unsere Räder von der gestrigen Schlsmmschlacht keinen Schaden genommen.
Der Preis der Raserei war eine weitestgehend langatmige Landschaft. Von Zeit zu Zeit durchstreiften wir unauffällige Dörfer, die ausschließlich landschaftlich geprägt waren.
Bei Paks erreichten wir nach 38km die Donau. Zu unserem Glück stand die urige Fähre bereits abfahrbereit und wir wurden noch schnell heraufgewunken. Die Fähre war ein pontonartiges Gebilde, das mit einem seitlich angebrachten Schlepper über den Fluss gedrückt wurde.
Die ersten 10km nach der Fähre fuhren wir auf dem Donauradweg entlang.
Über Kalocsa, Hajos Janoshalma und Melykut ging es dann ähnlich stupide weiter.
In Hajos bei km 77 ließen wir uns zur Mittagsrast in einer Pizzeria nieder. Da Falks georderte Spaghetti nur als Klecks auf dem Teller wahrnehmbar waren, musste eine zweite Portion geordert werden. Frank hatte da mit seiner Pizza mehr Glück. Zumindest war das Essen nahr- und schmackhaft und verlieh uns neue Kräfte. Das Bier wirkte als Ergänzungsmittel ebenfalls vorzüglich.
Hinter Melykut standen wir vor der Entscheidung Fahrweg oder Fernverkehrsstraße mit 15km Umweg. Also entschlossen wir uns den Fahrweg zunächst einer Besichtigung zu unterziehen. Nach 3km entschlossen wir uns zur Umkehr. Das Schlamm- und Matschtrauma von gestern wirkte noch nach. Außerdem waren wir von derartigen Experimenten restlos geheilt. So drehten wir um und nahmen die 15km Verlängerung „gerne“ in Kauf.
Schnell war die serbische Grenze erreicht. Da Serbien nicht in der EU ist, gibt es dort noch – wie früher – eine klassischen Grenzübergang. Wie meistens in solchen Situationen sind die Grenzer sehr nett und freuen sich über eine Abwechslung. Nachdem sie nach dem woher und wohin gefragt haben, winkten sie uns kopfschüttelnd durch.
Auf einer recht belebten Fernverkehrsstraße erreichten wir schnell Subotica. Das ist eine moderne Universitätsstadt mit ca. 105.000 Einwohnern. Frank fand schnell einen Geldautomaten um serbische Dinar zu ordern. Gegenüber erblickten wir ein Eiscafe an dem wir uns ordentlich am ausgezeichneten Eis zu 0,36 EUR pro (große) Kugel labten.
Nach ca. 8km gelangten wir in eine Touristenregion. Daher waren die Suche nach einer Unterkunft und der allabendliche Kneipengang kein Problem. Die Unterkunft kostete uns 10 EU pro Person, allerdings ohne Frühstück und logischerwiese etwas rustikal.
Morgen verlassen wir Serbien und gelangen nach Rumänien. Wenn alles planmäßig verläuft, sollten wir bis östlich Timisoara kommen.