Heute früh haben wir endlich einfach mal nur ausgeschlafen. Der Gedanke, heute nicht in den Sattel zu müssen, war nicht der schlechteste. Nach dem sehr guten Frühstück ordneten wir erstmal noch ein wenig unser Gepäck. Der Hotelbesitzer hatte angeboten, das Waschen unserer Schmutzwäsche zu veranlassen.
Irgendwann am Vormittag sind wir dann zum etwa einen Kilometer entfernten Bahnhof gelaufen. Die Vorortbahn verkehrt alle 20 Minuten und brachte uns für nicht mal einen Euro pro Mann nach Sultanahmed (Altstadt).
Hier wollten wir den bekannten Topkapi Palast sowie die Hagya Sophia (Kirche) besichtigen. Der Palast wurde bereits 1453 erbaut. Man konnte neben dem Bauwerk auch jede Menge Originalkleidung, Schwerter usw. der verschiedensten Sultane bewundern.
Die Hagya Sophia bestach vor allem durch ihre gewaltige Größe.
Danach machten wir noch einen Abstecher auf den Großen Basar (Kapali Carsi) – angeblich der berühmteste Basar der Welt. Der Basar war unbeschreiblich unüberschaubar.
Die kunterbunten Einkaufsstraßen liefen in alle Richrungen auseinander, nirgends war ein Ende zu sehen. Man kann sich einfach nicht vorstellen wer all das Zeugs kaufen soll.
Falk hat noch jede Menge Fotos gemacht, die wir aber erst zu Hause einbauen können.
Zum Schluss ließen wir uns noch einen Döner und ein Eis schmecken bevor es mit der Rumpelbahn zurück in Richtung Hotel ging.
Hier sind wir gegen 21.00 nochmal los in eine Pizzeria. Allerdings war das die bisher dürftigste Pizza der ganzen Reise – fade und babbelig.
Heute früh mußten wir uns zwangsweise Zeit lassen, das für um 7 bestellte Frühstück war um 8 immer noch nicht fertig.
Wir sind dann noch ein paar Kilometer auf und ab auf der D020 Richtung Osten gefahren. Dabei hatten wir die Straße fast für uns allein.
Nach einem Schwenk Richtung Süden und einer ziemlich sinnlosen Steilauffahrt und Abfahrt auf der gleichen Bergseite gelangten wir an den Alibey Baraji. Es handelt sich dabei um eine langgezogene Trinkwassertalsperre nördlich Istanbul.
Falk war voraus und hat den Abzweig auf den Holperweg am Ostufer gar nicht für voll genommen. Übermotiviert war er schon den halben Berg wieder hoch, ist dann aber doch wieder umgedreht, als keiner nachkam.
Die Holperpiste hatte den Vorteil, dass wir uns ohne Autoverkehr schon weit an die City annähern konnten. Wir waren allerdings auch arg überrascht, als ausgerechnet hier auf den letzten paar Kilometern einige Hunde auf uns losgingen. Der Hirte hat seine Viecher zum Glück rechtzeitig erfolgreich zurückgerufen.
Nach einer Trink- und einer Eispause wurde dann auch das Verkehrschaos an einer Autobahnauffahrt überstanden. Die Leute fahren hier schon sehr zügig, aber nicht wirklich aggressiv. Angehupt wird man dauernd, mal als freundlicher Gruß, mal als Warnung, mal als Aufforderung, sich schnell in Luft aufzulösen. Nach drei Tagen Türkei weiß man, das einfach zu ignorieren oder freundlich zu winken.
Wir folgten einer nicht sonderlich befahrenen Straße neben einer Bahnlinie und gelangten so ziemlich streßfrei bis ans Ufer des Marmara-Meers.
Nach kurzer Mittagspause mit einer leckeren Mega-Fischsemmel im Döner-Stil ging es direkt am Strand weiter bis zur Südspitze des Flughafens. Nach einer halben Stunde Sucherei haben wir im Stadtteil Yesilköy ein nettes kleines Hotel gefunden. Die Lage ist ideal: Kneipen, Läden, Badestrand und Bahnhof in unmittelbarer Nähe und zum Flughafen ist’s auch nicht weit.
Die Räder stehen jetzt weggeschlossen da, die nächsten drei Tage machen wir noch bissel Sightseeing und Erholung.
Leider ging der schon fertig geschriebene Eintrag von gestern verloren, so dass ich ihn jetzt nochmal tippe.
Am Vorabend haben wir ein wenig das Stadtleben in Kirkareli genossen, denn unser Hotel, dessen beste Zeiten schon lange vorbei sind, befand sich umweit des Kneipen- und Szeneviertels der Stadt. Wir rätselten schon die ganze Zeit umher, wie das hier mit dem Biertrinken funktioniert. In den an jeder Ecke vorhandenen Cafes schaute man uns ganz komisch an wenn man nach dem Getränk verlangte. So etwa als würde man einen deutschen Dorf-Kneiper fragen, ob er nicht paar Drogen habe. Es scheint wohl so zu sein, dass Bier nur in ausgewählten pub-artigen Kneipen gezapft wird. Dort bekommt man dann das „Efes“ auch in jeder Größe (incl. Maßkrüge). Die Preise sind etwa mit unseren vergleichbar.
Außerdem gönnten wir uns jeder 3 sauleckere Döner und einige Kugeln Eis. An der Eisbude gab es kostenlos Wlan und wir konnten schnell noch den täglichen Blogeintrag tätigen. Zum ersten Mal wurde uns bewusst, dass wir ja jetzt unserem Ziel ganz nahe sind. Mit diesem tollen Gefühl und gut gefüllten Bäuchen sind wir dann ins Bett gefallen.
Früh ging es nach einem eher bescheidenen Frühstück im abgewohnten 70er-Jahre Speisesaal erst gegen 8.30 Uhr in die Sättel. Eigentlich wollten wir nicht mehr so hetzen, andererseits ist aber auch jede Stunde früher gestartet eine Stunde weniger Gluthitze.
Wir sind den ganzen Tag auf der meistens ziemlich leeren D020 gefahren. Durch einen leichten Gegenwind war die Hitze heute aber etwas erträglicher.
Möglicherweise hat man sich aber auch bloß besser daran gewöhnt. So alle 25 bis 30 km legten wir einen Zwischenstopp in den flächendeckend anzutreffenden, in Städten teilweise auch riesengroßen, Cafes ein. Diese Cafes werden fast ausschließlich von älteren Männern frequentiert. Sehr oft ist kein Tisch mehr frei und man setzt sich einfach dazu. Nach einigen neugierigen Blicken wurden wir fast immer schnell in Gespräche nach dem üblichen woher und wohin verwickelt. Irgendeiner kann dann immer noch paar Brocken Deutsch, weil er mal vor über 30 Jahren für eine Zeit in Deutschland gearbeitet hat. Überhaupt stellten wir immer wieder fest, dass man hier als Deutscher einen sehr guten Ruf genießt. Auch diesmal ließ sich der eine der beiden deutschsprechenden Herren nicht abbringen, uns einen Tee zu spendieren. Danach mussten die Herren aber auch schnell in die Moschee, denn der Muezzin hatte schon gerufen. Mit soviel Gastfreundschaft konnten wir wirklich nicht rechnen.
Die Straßencafes haben neben fehlendem Alkoholausschank (Rauchen ist übrigens gar kein Problem) auch noch eine Besonderheit: Wenn wir halb verdurstet dort ankamen, hätten wir am liebsten jeder gleich 2 Liter Wasser, Eistee, Zitronenlimo oder sonstwas hintergekippt. Die größten verfügbaren Gläser sind aber immer nur so 0,2l. So mussten die Kellner eben entsprechend oft rennen, um unseren Durst zu stillen (und das bei der Hitze). Man ist dort einfach nicht auf halb verdurstete Sportler eingestellt, weil man sich bei solchen Temperaturen eben nur langsam bewegt. Unser Getränkeverbrauch während einer Etappe liegt bei etwa 6 l. Wahrscheinlich sollte man noch viel mehr trinken, denn der Mund trocknet schnell aus und der Geschmack wird pelzig. Aber das übel warme Wasser aus der Trinkflasche unterwegs ist wahrlich nicht der Reißer.
Ein wenig später kamen wir an einen „Dorfkonsum“. Dort haben wir Wasser zum Trinkflaschen auffüllen und zwei Bier gekauft. Die Bier wollten wir eine Ecke weiter heimlich im Schatten trinken. Es dauerte gar nicht lange und wir waren von einer Schar Teenager umgeben, die ihr Schulenglisch ausprobieren wollten. Das ganze war sehr lustig, denn wir wurden nach allem möglichen gefragt. Wir kamen erst weiter, nachdem wir auch noch die Fotos unserer Kinder vorgezeigt hatten.
Bei km 92 lockte uns ein idyllisch gelegenes Restaurant mit schattiger Terrasse vom Fahrrad.
Obwohl der Wirt und sein Sohn kein Wort deutsch oder englisch verstanden, bekamen wir durch gestikulieren mit Händen und Füßen schnell unser Bier und leckere Salate.
Frisch gestärkt gingen wir den letzten Teil unserer Tagesetappe an. Der Reiz der Landschaft erhöhte sich dadurch, dass wir von jetzt ab eine einsame, meist schnurgerade Straße durch niedlichen Laubbaumbestand befuhren. Es handelte sich um Ausläufer des Strandzha-Gebirges. Auch wenn das jetzt alles viel besser aussah, als die ausgedörrten, versteppten Gegenden, die wir bisher in diesem Land durchquerten, spendeten die Bäume keinen Meter Schatten, weil die Sonne einfach zu hoch stand.
Bei km 131 in Ihsaniye fragten wir im „Dorfkonsum“ nach, ob man im Ort übernachten könne. Aufgrund des üblichen Sprachdilemmas wurde vom Ladenbesitzer umgehend das Handy gezückt. Keine 5 Minuten später stand ein junger Mann bereit, der tadellos deutsch sprach. Der 18jährige ist in D aufgewachsen und ist vor 3 Jahren mit seinen Eltern wieder in die Türkei zurückgekehrt. Er hat allerdings noch eine Oma in Deutschland, die er auch regelmäßig besucht. Er empfahl uns das Hotel Kleopatra im 10 km entfernten Subasi.
Das Hotel hatten wir dann schnell gefunden. Das sah von außen alles nicht schlecht aus, aber das viel zu zahlreiche Personal hatte den Laden kein bisschen im Griff. Nachdem bei Falks Duschbeginn noch ein bescheidenes Rinnsal aus der Leitung tröpfelte, kam nach dem Einseifen nur noch ein dumpfes, staubtrockenes Gurgeln aus der Wand. Der herbeigerufene, angenervte Hotelangestellte riss noch unbeherrschterweise die Mischbatterie des Waschbeckens ab. Wasser kam trotzdem keins und Falks eingeseifter Körper wurde mit sonnengewärmten Wasser aus der Fahrradtrinkbuddel abgespült. Nach einigen Minuten war der Wasserfluss wieder hergestellt und Frank konnte problemlos den Dreck des Tages von seinem Körper wegduschen. Zum Glück verfügte das Hotel wenigsten über Wlan. Aber das bewahrte Falk auch nicht davor, diesen Text jetzt ein zweites Mal zu schreiben, weil der gestern schon einmal mühselig eingeklimperte Text einfach in den digitalen Weiten verschwunden ist…
Wir sind nicht mehr weit vom Ziel weg, vielleicht noch so 70 oder 80 km und freuen uns schon auf unser Ziel ISTANBUL.
Heute früh mußte Frank auf die Vorräte an Schrauben, Muttern und. Unterlegscheiben aus der „biesen Tasch“ zurückgreifen, eine Schraube an der Packtasche war abhanden gekommen. An dieser Stelle müssen wir mal unsere Räder loben. Es ist schon enorm, was diese mittelpreisigen, schon einige Jahre und viele Kilometer alten Trekkingräder so verkraften.
So gegen sieben ging es dann aber los. Bis fast zur türkischen Grenze sind wir der autobahnartigen E85 gefolgt. Auf diesen 25km haben uns ganze zwei Autos überholt.
Die Grenze zur Türkei ist schwer gesichert, überall steht Militär mit Schnellfeuergewehren rum. Wir waren trotzdem ganz schnell durch, es herrschte ausgesprochen wenig Betrieb.
In der Türkei sind wir zunächst ins Zentrum der 200.000-Einwohner-Stadt Edirne geradelt, haben uns türkische Lira besorgt und in einem Cafe in der Fußgängerzone gefrühstückt. Am Sonntag morgen gegen neun herrschte hier bereits ein geschäftiges Treiben. Leider haben wir keinen guten Standort für ein Foto der beeindruckenden Moscheen und Minarette gefunden.
Unsere Suche nach einem Laden, in dem wir eine geeignete Landkarte erwerben könnten, war leider auch erfolglos. An den Tankstellen gibt’s hier sowas auch nicht. Wir hatten keine Türkei-Karte mit, weil es diese in der Heimat nur in ungeeigneten Maßstäben von 1:800.000 aufwärts gab. Jetzt muß also erstmal das Handy mit GPS reichen.
Die Straße führt mit immer gleichem langwelligen auf und ab und immer gleichem Belag durch eine ausgesprochen öde und baumlose Landschaft. Nur Dank umfangreicher Bewässerung wachsen Mais und Sonnenblumen. Sozusagen wie ungarische Puszta, aber heißer.
In den wenigen Orten unterwegs haben wir Pausen eingelegt und Wasser, Limo oder Tee getrunken. Die Leute waren ausgesprochen freundlich und interessiert, beschenkten uns mit Pflaumen und Aprikosen. Wir konnten es Ihnen mangels geeigneter Fremdsprachkenntnisse leider nicht durch interessante Geschichten danken.
Auf der D0020 Richtung Kirklareli hatten wir mit stetig zunehmendem Wind und Hitze zu kämpfen. Die Reifen fingen an, am Teer zu kleben. Irgendwann kam uns ein Streufahrzeug entgegen, um den aufgeweichten Asphalt mit feinem Split abzubinden.
Kurz vorm Tagesziel trafen wir Tobias aus Dänemark, der seit Ende Mai mit Rad und Hänger durch die Ukraine und andere Länder Osteuropas tourt.
Eingangs Kirklareli luden uns zwei Rentner, die vor Jahren zeitlang in Nürnberg gearbeitet hatten, kurzerhand zum Tee ein. Die Leute sind unglaublich nett hier.
Ein Hotel war schnell gefunden. Das Einchecken dauerte aber ziemlich lang und ging nur mit Gesten, viel Geduld und Hilfe eines französisch sprechenden Gastes zu bewekstelligen.
Ein abendlicher Bummel durch die Innenstadt beendete den Tag. Dank WLAN an einem Bäckerei-Cafe war jetzt auch der Blog-Eintrag kein Problem.