Frankreich 2011, Etappe 8

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147km

Diesmal bin ich schon kurz nach halb neun losgekommen. Gleich hinter Orcet begann die Straße anzusteigen. Ab St. Saturin ging es dann bis Olloix mit geschätzten 8…10% bergan. Die schmale Straße windet sich in vielen Kurven zwischen Felswänden in die Höhe.

Bei Olloix erreicht man eine hügelige Hochebene mit immer noch einigen Anstiegen. Beaune-les-Froid habe ich auf einer Forststraße umgangen, die erst ca. 2km vor dem Col de la Morand auf der D996 endet. Die restlichen 200 Höhenmeter waren dann auch schnell erklommen. Die Gegend wirkt hier ziemlich Alpin, die bis knapp 1900m hohen Berge sind nur mit Gras bewachsen, an den Hängen halten sich noch Krüppelkiefern.

Bei Überschreiten des 1401m hohen Passes bietet sich ein atemberaubender Blick auf die gegenüberliegenden Felswände und die Straße, die sich vom Lac du Guery heraufwindet. Schnell ist man die gut ausgebaute Strecke hinabgesaust und erreicht Mont Dore, das touristische Zentrum unterhalb der höchsten Gipfel des Zentralmassivs. Mir ist ein solcher Trubel meist eher zuwieder und so bin ich fast ohne anzuhalten direkt weiter Richtung La Tour d‘ Auvergne.

Hier verläuft die Straße komplett im Wald und erst bei Erreichen der Paßhöhe hat man einen freien Blick hinauf zum Skigebiet am Puy de Sancy.

Ich bin links von der Hauptstraße abgebogen und über Chastreix direkt Richtung Süden gefahren. Die Landschaft hat hier was besonderes, lauter steinübersähte Wiesen mit einzelnen Felsen und Baumgruppen. Nach einer Milch- und Kuchen-Pause in St. Donat ging es erst sanft und dann stetig und recht steil hinab nach Champs. Dabei passiert man eine schöne Ecke nach der anderen, darunter ein paar malerisch gelegene Seen.

Ab Champs hab ich mich über ein paar Huckel bis an die Dordogne-Schlucht gekämpft. Nach traumhafter Abfahrt bin ich auf der Westseite wieder hoch, um nach Besuch einiger Aussichtspunkte wieder hinab- und auf der Ostseite wieder hochzufahren. Wunderschöne Landschaft, aber nix für schwache Beine.

Der Zeltplatz in Mauriac ist recht angenehm.

Frankreich 2011, Etappe 7

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150km

Start war erst kurz nach 9, da gestern Abend außer Schaltungsreparatur nichts mehr fertig geworden ist.

Übermotiviert bin ich recht schnell wieder am Kanal langgeradelt. Nach 10km hab ich erst gemerkt, dass ich den falschen Kanal erwischt hatte und viel zu weit westlich war. Ich hab dann das beste draus gemacht und bin über kleine Nebenstraßen südwärts gefahren. Die Gegend wurde immer hügeliger. Östlich von Vichy waren das dann schon ganz schöne Berge, oben kleine Orte, die Hänge meist als Weide genutzt und in den tief eingeschnittenen Tälern stiller und wild wachsender Wald.

In Bouzel erhebt sich über dem Ort ein beeindruckend großes Schloss. Von dort geht der Blick weit hinunter ins Tal des Allier und darüber bis zu den Vulkanen um Clermont-Ferrand und den Bergen des Massiv Central.

Die Abfahrt da hinunter war entsprechend lang. Überhaupt war die zweite Tageshälfte geprägt von ständigem Auf und Ab auf serpentinenreichen Strecken. Kurz vor dem Tagesziel, Orcet, ging mein Weg vorbei an der Kirche aus dem 13. Jahrhundert in Veraizon über einen mit Sonnenblumenfeldern gesäumten Berg, schön und anstrengend.

Von Clermont nach Orcet führt ein völlig idiotisch angelegter Radweg, beide Richtungen für Radler zusammen neben der vielbefahrenen Straße und vor jeder Kreuzung war dieser einfach zu Ende.

Frankreich 2011, Etappe 6

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188km

Start war gegen 8:45. Ich bin natürlich sofort wieder auf den EV6, der die Altstadt von Dole streift. Bei Tag wirken die verwinkelten Gassen ob des bröckelnden Putzes etwas weniger romantisch. Das Kopfsteinpflaster ist allerdings in gutem, mittelalterlichen Zustand.

Leider war mit der Radweg-Herrlichkeit bereits nach 6km erstmal Schluss. Der EV6 hat hier noch eine größere Lücke. Ich bin zunächst südlich bis an den Doubs und dann über kleine Landstraßen Richtung Verdun sur le Doubs geradelt. Dort mündet der Doubs in die Saone. Dabei habe ich mich dreimal verfahren, zunächst beim Versuch einen Abschnitt Nationalstraße über einen Forstweg zu umgehen und dann im Brückengewirr am Zusammenfluss.

Die Gegend ist hier flach und landwirtschaftlich geprägt. Die nächste Biegung der Saone konnte ich wieder auf dem EV6 zurücklegen. Um Chalon sur Saone zu umgehen und abzukürzen bin ich westlich durch kleine Dörfchen gefahren, bis ich am Canal Central und damit wieder am Radweg war. Dieser verläuft hier allerdings erstmal nordwestlich, um in einem grossen Bogen die Hügel der Bourgogne zu umgehen.

Ich hatte keine Lust mehr auf Gegenwind-Radeln am langweiligen Kanal, also bin ich links hinauf nach Rully gefahren. Der Ortsname kam mir bekannt vor, muss wohl aus dem Weinführer gewesen sein. Ein Chateau reihte sich an das andere. Danach ging’s bei brütender Hitze und sengender Sonne hinauf in die Weinberge. Schilder weisen darauf hin, welche Premiere Cru hier wachsen. Ich hätte ja gern etwas von dem leckeren Gesöff mitgenommen, aber die Hitze und das Geschüttere auf dem Rad hätten dem Wein bestimmt nicht gut getan.

Beim Berganfahren hörte ich plötzlich ein Plätschern. Tatsächlich fand sich am rechten Wegesrand eine in Stein gefasste Quelle. Das Wasser war herrlich kühl und schmeckte sehr mineralisch. Kommt ja auch direkt aus dem Kalkstein.

Der heftige Anstieg endete in Azurey, einem malerischen Weindorf auf einer Hügelkuppe.
Danach  ging es direkt wieder hinunter zum Kanal und abwechselnd auf dem EV6 und der Straße nach Südwesten.
Bei Banzy war die Radweg-Beschilderung erst unklar und dann ganz weg. Beim kramen nach der passenden Karte fragte mich ein freundlicher Herr über seinen Gartenzaun, ob ich Richtung Parray le Monial wolle. Auf mein Oui antwortete er mit einem langen Redeschwall, dem ich entnehmen konnte, ich solle zurück, über die Brücke, dann links und nach 2km nochmal links über die Brücke und er sei Lkw-Fahrer. Letzteres verhieß nichts gutes und tatsächlich war ich damit dann in der richtigen Richtung, auf der dicken Durchfahrtsstraße durch die nächste größere Stadt bei dickem Verkehr zwischen lauter dicken Brummis.

Nach Digoin, dem Etappenziel, ging es dann noch durch ein hügeliges Gebiet. Ca. 10km vorm Ziel gab es beim Schalten vorn ein komisches Geräusch und der Hebel hing fest. Ich konnte die Kette nur noch von Hand auf den kleinsten Zahnkranz legen und so erstmal den Zeltplatz erreichen. Nach anderthalb Stunden Gebastel schaltet es jetzt erstmal wieder. Hoffentlich hält das durch.

Frankreich 2011, Etappe 5

203km

Wir sind gegen 7 aus dem Schlafsack gekrochen. Leider hatte es sich dicht bewölkt und es fiel ab und zu ein Mini-Regenschauer.

Da wir gestern Abend keinen Stromanschluß ins Zelt gelegt hatten, hatte ich Sorgen mit der Akkuladung des Telefons und GPS-Loggers. Über den Tag gerettet hat dann das Solarmodul mit Akku. Beide Geräte liefen abends trotzdem nur noch auf der allerletzten Rille.

Halb 9 startete ich Richtung Süden. Nach einer kurzen Irrfahrt durch Masevaux zur Umfahrung des gesperrten Marktes habe ich dann ohne Probleme den Radweg EuroVelo 6 erreicht. Auf diesem bin ich den ganzen Tag gefahren und fand den absolut Spitze. Der EV6 folgt teils dem Fluß Doubs, teils dem Rhein-Rhone-Kanal oder anderen damit verbundenen Kanälchen. Man rollt auf größtenteils asphaltierten Wegen durch die schöne Landschaft. Die Beschilderung ist optimal und einheitlich. Radeln wie Gott in Frankreich.

EV6 am Kanal

Ab l’Isle sur le Doubs beginnt der Fluß, sich einen Weg durch die Kalkfelsen des frz. Jura zu bahnen. Entstanden ist ein gewundenes Tal zwischen bewaldeten Felshängen. Besonders eindrucksvoll ist die Gegend um Baume les Dames.

frz. Jura am Doubs

Bei Besancon führt der Weg unter dem mit einer Festung bestandenen Felsen in einem ca. 300m langen, fast unbeleuchteten Tunnel hindurch.

Ausgang Kanal- und Radweg-Tunnel bei Besancon

Wer den EV6 auch mal beradeln will und nicht noch mehr vor hat, dem sei allerdings dringend die West-Ost-Richtung geraten. Es war schon recht anstrengend, den ganzen Tag gegen den permanenten Westwind anzukämpfen.

Ich habe den Campingplatz in Dole kurz nach 7 erreicht. Diesmal stand das Zelt natürlich schon.

Wir sind dann abends gegen 10 noch durch die verwinkelte Altstadt von Dole geschlendert. Lina berichtete begeistert vom nachmittäglichen Besuch der gothischen Kathedrale.

Frankreich 2011, Etappe 4

206km

Das Frühstück hatte den Vorteil, dass es schon um 7 fertig war. Das war aber auch alles positive daran, altbackene Baguette-Stückchen, keinerlei Aufstrich außer Butter und Billig-Marmelade und latschiger Kaffee machen keinen Spaß. Erst recht nicht, wenn das auch noch 7 EUR kostet.

Start war also gegen 8. Die ersten 40km waren landschaftlich recht reizvoll.

Gleich auf der Straße von Roppenheim Richtung Rhein habe ich einen buchstäblich hochnäsig dahintrottenden jungen Rehbock in Panik versetzt. Erst hat der mich gar nicht bemerkt, dann verursachte meine noch taunasse Bremse aber ein brachiales Quietschen. Die Hufe des Böckchens fanden auf dem glatten Asphalt nicht gleich halt und so ist er mit durchdrehenden Geläuf in den Wald gerast.

Fußgängerbrücke über einen kleinen Seitenarm des Rhein

In Strasbourg habe ich mich immer nahe am Rheinufer gehalten und die Innenstadt damit weiträumig umfahren.

Rhein-Damm

Danach bin ich größtenteils auf der D20 gefahren. Der Verkehr ist dort nicht so reichlich und man kommt schnell vorwärts. Erkauft wird die Geschwindigkeit durch Langeweile und Verkrampfung wegen der immer gleichen Haltung. Kleine Tricks helfen etwas dagegen, immer mal ein bis zwei Gänge hochschalten und im Stehen fahren, Drehzahl und Gang variieren und immer mal aus den Klickpedalen raus.

Bei Neuf Breisach war dann der Wasservorrat alle und ein Hungergefühl da. Der erstbeste Bäcker hat mit zwei Schoko-Croissants und einer Literflasche kalter Milch geholfen.

Ab dort bin ich dem beschildertem Radweg Richtung Mulhouse gefolgt. Die Stadt habe ich im Westen umfahren, was gar nicht so einfach war. Hier hat sich der Einsatz von GPS und Osmand bewährt.

Der Zeltplatz in Masevaux ist sehr zu empfehlen. Da ich mit dem Rad eher da war, als die Familie mit dem Auto, habe ich schon mal einen Platz gebucht. Der dann begonnene Tagesbericht ist in dem Trubel von Zeltaufbau und Zeug sortieren nicht mehr fertig geworden.

I'm a truckle, but I don't like to truckle.