Budesti – Satu Mare 122km
Gestern abend tauschten wir noch eine Menge Erlebnisse mit unseren Zimmernachbarn aus, Jen und Bob aus England, die auf einer Wander- und Bustour die rumänischen Nationalparks abklappern.
Nach dem äußerst umfangreichen Frühstück in der Pension Bonton in Burdesti, daß auch für unsere langjährigen gedehnten Mägen nicht zu schaffen war, starteten wir genau um 8. Die Straße führte in vielen Serpentinen steil in die Höhe. Vom Ausgangspunkt auf knapp 600m über NN galt es, einen letzten Pass auf 1057m zu bezwingen.
Die schöne Landschaft der Maramuresch, Bergwiesen voller Heuschober, felsige Bergkuppen und bereits etwas herbstlicher MIschwald wurde in mehreren Fotos festgehalten.
Unser Bergauf-Drang wurde durch ein Klickgeräusch an Falks Hinterrad jäh gebremst. Eine kurze Kontrolle ergab, dass eine weitere Speiche den Geist aufgegeben hatte. Vielleicht war das eine Nachwirkung des Schaltarm-Dilemmas in Serbien, oder die Rüttelei im Weintal bei Oberwischau (Viseu de Sus) hat dem Ding den Rest gegeben.
Da wir das ja Alles vor kurzem schon unfreiwillig trainiert hatten, gingen Demontage des Ritzelsatzes, Speichenwechsel und Zusammenbau fix von der Hand. Leider gab nach dem Aufpumpen auch noch der Schlauch ein langgezogenes Zischgeräusch von sich, das Ventil war ausgerissen. Aber auch dieses Problem war schnell erledigt. Auch der Pass erwies sich als weniger dramatisch, wir waren ja auch ausgeruht. Oben gibt es ein kleines Skigebiet mit ältlichen Schleppliften.
Die Abfahrt nach Cavnic brachte ein seit längerem nicht mehr bekanntes Problem mit sich — wir froren wie die Schneider. In dem engen kurvenreichen Tal hatte sich kalte Luft festgesetzt. Wir waren dann ganz froh, bei Surcesti nach links abbiegen zu können.
Nach weiteren 2km gelangten wir zur alten Kirche von Surcesti, mit 72m die höchste Holzkirche der Welt. Diesmal konnten wir auch das Innere besichtigen, eine alte Frau schloss uns extra auf. Schlüssel und Schloss erschienen uns uralt und massiv, allein der Schlüssel wog bestimmt 1…2kg.
Neben dem riesigen, schlanken Turm beeindruckten uns vor allem die Malereien im Inneren, die die biblische Geschichte in teils recht dynamischen, dramatischen und drastischen Bildern darstellten.
Die Bauweise der Kirchen erscheint uns auch recht interessant, auf einer Gründung aus Feldsteinen ruht das Gebälk und wird von dicken, krummgebogenen Eisenarmierungen zusammengehalten.
Auf der folgenden Wegstrecke wechselte der Belag von neu und glatt bis grobem Schotter. Die Spitze im negativen Sinne hielt dabei ein ca. 5km langer Kiesschotterweg westlich von Koteau. Dabei ging es auch noch abschnittsweise steil bergan und wir wurden mehrfach von entgegenkommenden Autos eingestaubt. Falks Hinterrad hat diese Speichenprobe jedenfalls überstanden.
Nach Erreichen einer ordentlichen Straße ereilte uns der Bierdurst. Falks Frage nach dem „Menu“ wurde von der netten, durchaus des Englischen halbwegs mächtigen, Kellnerin misdeutet, wir erhielten ohne weitere Nachfrage das Tagesmenü des Ladens, bestehend aus einer leckeren Reis-Hühner-Suppe und einem lauwarmen, ungewürzten Weiße-Bohnen-Gulasch-Pamps von eingeschränkter Schmackhaftigkeit.
Nach diesem Halt bei ca. km 66 gibt es nicht mehr viel zu erzählen. Die Straße erreichte die Ebene eines breiten Flusstals südlich Baia Mare und Satu Mare. Wir flogen auf einer guten Straße mit mäßigem Rückenwind dahin und hatten kurz vor 18 Uhr unser Tagesziel ohne weitere Anstrengungen erreicht.
Eine Bahnbrücke eingangs Satu Mare wird auch von Fußgängern und Radfahrern benutzt. Kennen die alle den Fahrplan?