Rau Sadului – Sibiu 38km
Gestern abend hatte uns die freundliche Pensionswirtin stolz erzählt, sie sei siebenbürgener Sächsin und käme aus Michelsberg. Wir erhielten damit auch gleich ein paar Tips, was sich anzusehen lohnt.
So starteten wir heute früh bei bestem Wetter zu einer Mini-Etappe nach Hermannstadt (Sibiu). Ein Blick zurück zeigte noch mal die Schönheit der wilden Karpaten.
Kurze Zeit später begegnete uns auch der erste „tiefergelegte“ Einspänner. Fuhrwerke sind zwar noch recht häufig anzutreffen, stellen aber nicht mehr den größeren Anteil am Verkehr, wie noch vor einigen Jahren.
Kurz vor Sadu standen zwei Kühe auf der Straße und mampften das Laub der bei Hangbefestigungsarbeiten gefällten Bäume.
In Heltau (Cisnadie) bekamen wir die erste der bekannten Wehrkirchen zu Gesicht. Der Küster kassierte etwas mürrisch den Eintritt von 5Lei je Person und zeigte uns noch den Eingang zum Turm.
Wir kletterten über uralte Treppchen und Stiegen hoch ins Glockengestühl, besahen uns Altar und Deckengemälde.
Alle alten Inschriften sind in deutsch.
Rundum läuft ein Wehrgang. Die Außenmauer ist doppelt angelegt, dazwischen soll es früher mal einen Wassergraben gegeben haben.
Nach einer Stunde machten wir uns auf den Weg ins fünf km entfernte Michelsberg (Cisnadioaria). Hier ließen wir die Räder in einer Kneipe stehen und erklommen den steilen Burgberg zu Fuß. Die Michelsberger Kirchenburg ist eine der ältesten hier, wie man am auch romanischen Baustil erkennt.
Leider gibt es innen nicht viel zu sehen, es existieren nur eine Menge Gedenktafeln, die an die im ersten Weltkrieg Gefallenen Dorfbewohner erinnern.
Ein kurzer steiler Anstieg und ein nagelneuer Radweg brachten uns hinüber nach Hermannstadt, das alte Zentrum Siebenbürgens. Wir haben uns in der Pensiunea Daniel niedergelassen, nur wenige hundert Meter von der Innenstadt entfernt. Vor der Besichtigungstour wurden noch schnell die Radklamotten durchgewaschen, um morgen auch die letzte Tourwoche halbwegs sauber angehen zu können.
Über eine steile Treppe erreichten wir die Oberstadt. Viele reich verzierte Fassaden sind gut erhalten, bei einigen bröckelt der Putz. Irgendwie haben es die Einwohner geschafft, die Substanz vor dem sonst in Ceaucescus Rumänien oft anzutreffenden Plattenbauwahn zu bewahren.
Jedenfalls hat die Stadt ein besonderes Flair, vielleicht am ehesten mit Italien vergleichbar.
Die große evangelische Kirche ist leider momentan wegen Baumaßnahmen geschlossen. Die orthodoxe Kathedrale ist reich ausgestaltet und hat ein riesiges Kuppeldach.
Das katholische Gotteshaus ist wohl etwas kleiner, aber eher noch prächtiger.
Im alten Rathaus ist ein ganz interessantes historisches Museum untergebracht. Wir waren nur etwas enttäuscht, weil der lokale Bezug nicht so richtig deutlich wurde und es etwas an tiefergehenden Erklärungen mangelt. Im Keller ist eine Sammlung alter Grabsteine, Säulenfragmente usw. untergebracht. Interssanterweise finden sich hier einige römische Kapitelle aus dem Ort, wo wir die Grundmauern auf der Kilometerhatz ignoriert hatten.
Apropos Kilometerhatz — wir werden uns die nächsten Tage etwas sputen müssen und haben den Schwenk Richtung Ostkarpaten gestrichen.
Hallo „Halbprofi`s“
superschöne Bilder und tolle Berichte! Genießt die Sonne und das herrliche Panorama! Bei uns regnet es seit Tagen. Ich war gestern trotzdem mal auf den Fichtelberg (mit einer Gruppe aus Kirchberg bei Zwickau – 115 km und auch genug Höhenmeter, natürlich bei Regen) wäre gerne bei Euch auf der „Kilometer- Hatz“ dabei. Wir wünschen euch weiter eine gute, behütete Fahrt 😉
Steffen und Anke
Na das ist doch auch nicht grad ohne. Wir fahren ja hier auch bei herrlichstem Sommerwetter durch die Landschaft. Heute 160km durch tolle Landschaften mit freundlichen Menschen.