Rumänische Landluft

Sarmasu – Viseu de Sus 170km

In der Pension gab es diesmal kein Frühstück, aber immerhin einen ordentlichen Kaffee. So kamen wir bereits gegen halb Acht auf die Räder. Der erste Weg führte gleich um die Ecke zum nächsten Bankautomaten, waren doch unsere Bargeldreserven ziemlich aufgebraucht. Der Automat wollte aber Franks Karte nicht akzeptieren. Bei der nächsten Bank, 300m weiter, ging es dagegen völlig problemlos.

Im nächtsen Mini-Markt, die es flächendeckend und in jedem kleinen Ort gibt, holten wir uns ein Weißbrot. Einige km weiter frühstückten wir dann etwas abseits der Straße auf einer Wiese. Damit war dann auch der Rest der ungarischen Paprika-Salami aufgegessen.
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Wenig später fiel uns der umfangreiche Verkehr mit den hier ortsüblichen einspännigen Fuhrwerken auf. Bei Budesti fanden wir auch den Grund für das umtriebige Verhalten der Bauernschaft — es gab einen Markt. Eine ganze LKW-Ladung Bretter und Pfosten ging weg wie warme Semmeln. Außerdem wurden außer Textilien noch Gummistiefel, Sicheln, Sensen, Zaumzeug und Hufeisen feil geboten. Manche ältere Herrschaften waren sogar in Tracht unterwegs.
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Weiter fiel uns auf, dass im Gegensatz zu voriger Woche massenweise Kinder unterwegs waren. Die Ferien sind wohl jetzt auch hier zu Ende.
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Die Landschaft zeigte sich anfangs immer noch in vielen Gelb- und wenigen Brauntönen. Insgesamt scheint es im Inneren Siebenbürgens nur recht wenig Wald zu geben.
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In einer Niederung rechts der Straße fanden sich gleich drei Ziehbrunnen vom Typ „Pußta“. Falk musste auch mal schnell ausprobieren, ob und wie das in der Praxis funktioniert. Fazit der Übung: ganz schön viel Aufwand für einen nassen Eimer.
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Die rumänische Staatsbahn scheint den Verkehr wohl eingestellt zu haben — wir fuhren fast den ganzen Tag an diversen Bahnstrecken entlang und konnten nicht einen Zug erspähen.

Je weiter wir nach Norden kamen, desto mehr bewaldete Hänge engten das von uns befahrene Tal ein. Gegen Mittag holten wir uns ein Bierchen in einer Minimarkt-Kneipen-Kombination. Ein später hinzugekommener Gast am Nachbartisch fragte uns in ganz brauchbarem Deutsch nach dem woher und wohin. Er selbst wäre zu Kohls Zeiten, also noch vor dem EU-Beitritt Rumäniens, zwei Jahre als Asylbewerber in Deutschland gewesen und hätte dabei unter anderem in Sondershausen gelebt. Er konnte es nicht so recht fassen, welche Strecke wir auf dem Rad zurückgelegt hatten. Vor allem wunderte er sich, wie unsere Reifen das aushalten. Und damit keiner denkt, wir fahren ungeküßt durch die Gegend: Als wir uns dann verabschiedeten, wünschte er uns vielmals alles Gute und jeder von uns bekam noch einen saftigen Schmatz auf die Wange gedrückt.
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Aufkommender Hunger ließ und bei einem als Restaurant getarnten Imbissstand einkehren. Es gab gegrilltes Schweinenackensteaks mit Brot, dessen Zubereitung sich arg in die Länge zog.

Mittlerweile etwas unter Zeitdruck, traten wir die nächsten 35km kräftig in die Pedale und erklommen dabei einen reichlich 800m hohen Pass.
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Nach einem weiteren Anstieg um reichlich 100 Höhenmeter und einer langgezogenen Abfahrt erreichten wir unser Tagesziel Oberwischau (Viseu de Sus).

Entsprechend U.’s Empfehlung fuhren wir über eine unglaublich buckelige Staubstraße ca. 3km ins Weintal hinein. Leider war die Maramures-Pension bereits komplett belegt. Das Hotel in der Nachbarschaft hatte die Saison bereits für beendet erklärt, es war alles verschlossen und finster.
Wir sind dann also die Nervstrecke zurückgefahren und fanden bei hereinbrechender Dunkelheit noch eine zentrumsnahe schöne Pension in Viseu de Sus.

Der abendliche Kneipenbesuch wird von uns außer zum Auffüllen des Kohlehydratspeichers auch zum Bloggen benutzt. In der Heimat werden ja manchmal die Ohren der Gäste in Form volkstümlichen Tralalas gequält. Hier ist das ganz anders, in jeder Kneipe läuft auf 1…5 riesigen Fernsehern eine Simpel-Rhythmus-Musik ohne erkennbare Melodie. Dazu gibt es in endloser Wiederholung tanzende Hupfdohlen. Es kommt also zur akustischen auch noch eine visuelle Qual hinzu.

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