Alle Beiträge von truckle

Sorgen am Morgen

Podebrady-Usti nad Orlici

Manchmal bereitet schon die Zubereitung eines Frühstücks unwahrscheinliche Probleme. Der Start war heute aufgrund der relativ langen Etappe extra ne halbe Stunde nach vorne verlegt. Also saßen wir pünktlich 7.30 beim Frühstück. 8.00 standen gerade mal paar Kannen furzlauer Kaffee da. bis 8.10 mussten wir auf Rühr- bzw. Spiegeleier warten. Doch als ob diese Zeitverlust nicht schon schlimm genug wäre, mussten wir beim komplizierten Aussteuern der Räder aus den Katakomben des Hotels feststellen, dass sowohl Tonys Vorderrad als aus Martins Hinterrad die Luft ausgegangen war. Jetzt wurde also eifrig geflickt. Gegen 9:20 kamen wir dann endlich in die Sattel, fast eine Stunde später als geplant.

P1220643

Voller Energie wurde in die Pedale getreten. Jedoch wurden wir bereits bei km 5 jäh ausgebremst. Schuld war ein Bahnübergang, dessen Holzschwellen recht glitschig waren, denn in der Nacht hatte es geregnet.

Steffen kam urplötzlich zum Sturz, weil es ihm das Vorderrad weggezogen hatte. Wieselflink rollte er sich während des Sturzes zusammen um den darauffolgenden Tony den Weg freizumachen. Auf eleganteste Weise schlängelte sich Tony zwischen Steffen und Steffens Fahrrad nebst abgelöstem Gepäck hindurch.

Falk musste ebenfalls ausweichen, wobei es ihm auch das Vorderrad wegzog. Allerdings gelang es ihm elegant vom fahrenden Rad abzuspringen, so dass nur das Rad den harten Aufprall verkraften musste.

P1220644a

Nach dieser filmreifen Szene, die eigentlich wie einstudiert aussah, schüttelte sich die Mannschaft kurz und trat um so intensiver in die Pedale. Letztendlich war keinem was passiert – ein Hoch auf die Helme. Auch an den Rädern war noch alles dran.

Zur ersten Pause, bei km 43, wurden wir (ein Novum in der Tourgeschichte) mit gebratenen Hühnerbeinen verwöhnt. Unser Begleit- und Versorgungsteam scheut weder Kosten noch Mühen.

P1220654a

Da hier zugleich etwa die Hälfte der Gesamtstrecke bewältigt war, wurde ein Halbzeitbier gesüffelt.

Kurz vor Pardubice fuhren wir erst in eine Art Wertstoffhof o.ä. ein, um dann unter dem Beifall der dort Beschäftigten nach einer kleinen Runde festzustellen, dass der Abzweig ein paar Meter vor dem Eingangstor lag. Ein hubbeliger Plattenweg führte uns über ein mit „Vstup Zakan“-Schildern verziertes Firmengelände eines Chemiewerks an die Elbe. Unterwegs plätscherte es verdächtig, keine Ahnung, was hier verklaptt wurde. P1220661a

P1220670a

Ausgangs Pardubice ergab sich eine weitere Schwierigkeit, eine etwas komplizierte Kreuzung führte dazu, dass wir erstmal zwei Irrwege ausprobierten und dann den Frust mit einer Portion Softeis bekämpften.

P1220676a

Wenige km weiter ergab sich das nächste Problem, Google hatte die Route quer durch ein verschlossenes Grundstück gelegt. Zum Glück fanden wir noch eine ersatzweise nutzbare Brücke.

Bis zur zweiten Pause durchquerten wir eine recht ereignislose, landwirtschaftlich geprägte Landschaft.
In Dobrice wurden wir zur zweiten Pause mit ausgesprochen lecker zurechtgemachten Häppchen begrüßt. Im unmittelbaren Umfeld befand sich eine Holzkirche, die stark an die Kirchen in der rumänischen Maramuresch erinnerte.

P1220689a

P1220690a

Die letzten 27km bewältigten wir noch einen langgezogenen Anstieg bis auf ca. 500m Höhe. Usti nad Orlici war dann nach einer serpentinenreichen Abfahrt schnell erreicht.

Da in der Unterkunft (Sporthotel Ticha Orlici) kein richtiges Essen zu bekommen war, suchten wir zum Abendbrot einen von Falk und Wolfgang ausgekundschafteten Italiener in einer musealen Villa auf. Hier stand uns ein separater Raum zur Verfügung und wir aßen und tranken reichlich.

Zweistromland – Tschechopotamien

Louny – Podebrady 123km

Die Etappe war von unserem Tourguide Gust im Vorfeld als relativ kurz und wenig bergig ausgewiesen. Deshalb wurde gestern abend beschlossen, erst 9.00 zu starten.

Die ersten Kilometer schnurrten wie am Schnürchen, bei Velvary (ca. 35 km) fing es an leicht zu nieseln. Also zogen wir uns die Regenjacken drüber, die Schifferei hielt sich zum Glück in Grenzen. Außerdem war es angenehm warm.

Zwischen Velvary und Kralupy mussten wir eine ziemlich penetranten Feldweg lang. Gut durchgerüttelt erreichten wir in Kralupy die Moldau.

IMG_9505a

Hier wurden wir bereits von unseren beiden Tourmädels Evi und Kerstin vom Cateringteam „Blauer Pfeil“ empfangen. Wie immer war das 2. Frühstück umfangreich und hervorragend garniert. Auch der Standort der Rast wird immer sorgfältig ausgewählt. Fast immer können sich die Radsportler in schöner Natur regenerieren.

image

image

Nach der Pause wurde die Moldau überquert und es ging paar Kilometer eine ätzenden Fernverkehrsstraße entlang.

Weiter ging es dann wieder auf gemütlichen Nebenstraßen der Beschilderung entlang in Richtung Brandys nad Labem.

Im Park an einer Burg war erneut der Versorgungstrott vorgefahren und verwöhnte die Fahrerinnen und Fahrer.

Nach ca. einer Stunde fuhren wir noch durch den Burggarten und erreichten dann die noch schmale Elbe.

image

IMG_9514a

image

Bis zu unserem Ziel in Podebrady fuhren wir nun den Elberadweg entlang. Allerdings ist der hierzulande nicht so gut ausgebaut, wie wir das in Deutschland kennen. Teilweise ging es über schmale Pfade mit grantigen Wurzeln.

image

Unterwegs gestand uns Gust, dass unser Reiseziel doch noch 10-15 km weiter ist, weil er sich bei der Planung bisschen vertan hat.

Kurz nach 18.00 erreichten wir dann unser Ziel. Das Einparken der Räder in den Bierkeller des Hotels nahm bestimmt auch noch mal 10 Minuten in Anspruch.

Der Abend wurde dann im Keller eines gemütlichen Lokals beendet.

image

Gegen den Wind drüb’n nei

Dorfchemnitz – Louny 111km

Wir trafen uns pünktlich, wie vereinbart, 8:15 in Mannschaftskleidung am Zwönitzer Rathaus Nach der netten Verabschiedung mit vielen Fotos, startete der Trupp hochmotiviert und vollzählig gegen 8:30 zur ersten Etappe bei prächtigem Spätsommerwetter zu unserer diesjährigen Radreise ins tschechische Koprivnice.

IMG_9436

Über Ausspanne, Kärnerstraße und Lohbachtal war Tannenberg schnell erreicht. Dem Zschopautal folgend kamen wir über Schönfeld und Wiesa nach Wiesenbad.
Von dort führte unser Weg vorbei an der Himmelmühle ins Preßnitztal.
In Mittelschmiedeberg saßen schon die Zecher, die bereits bei unserer Tour vor 3 Wochen vor ihrer Hütte saßen (immer noch?) beim Biere.

Wir ignorierten die Schranke am Zugang zum Haselbachtal und fuhren am Rande des Marienberger Truppenübungsplatzes durch eine herrliche Landschaft voller langgezogener Lichtungen, bestanden mit weit ausladenden Fichten, Richtung Reitzenhain. Der Anstieg zog sich ca. 8 km in die Länge, aber die schöne Landschaft entschädigte für die Strapazen.

IMG_9452

Dort überquerten wir die Grenze. Unmittelbar danach warteten Kerstin und Evelyn mit einer liebevoll angerichteten Tafel voller Köstlichkeiten.

IMG_9465

Gestärkt strampelten wir die letzten paar km auf dem Kamm, um dann über einem sausteilen, auf nackten Felsen verlaufenden Pfad, die Forststraße im Drei-Mühlen-Tal zu erreichen. Vorbei an steilen Felsen, immer dem steinigen Flüsschen folgend, erreichten wir Chomutov. Wir durchquerten das sehr sehenswerte Zentrum, nahmen uns aber leider nicht die Zeit dort länger zu verweilen.

Nach einem unumgänglichen Spielplatzbesuch nebst Schaukel folgten wir der Chomutovka bis Skrle. Dort wurden wir zum zweiten Mal von unserem Cateringteam verwöhnt. Die Festtafel wurde direkt vor einer aus dem 14. Jahrhundert stammenden Wehrkirche aufgestellt.

IMG_9470

image

Die letzten 24km überraschten noch einmal mit einem gemeinen Plattenweg und einer ruckeligen Feldwegeinlage.

IMG_9478

Allein auf weiter Flur

Vorigen Donnerstag las ich morgens in der Zeitung, dass 19:00 ein schwedischer Folkmusiker im Zwönitzer Brauereigasthof auftritt. Stefan Johansson legt dabei einen großen Teil seiner Tour mit dem Rad zurück. Ziel ist es, je km einen Euro zu spenden, und Leute zu animieren, ihm zu folgen.

Leider war im Zeitungsartikel die Zeit falsch, Beginn war erst um 8. Da auch keine Plakate oder andere Werbung sichtbar war, wunderte ich mich nicht, dass die Hütte nicht gerade brechend voll war. Aber dass ich dann der einzige Gast war, war schon ein starkes Stück. Ich habe jedenfalls mit Stefan und Krishn geplaudert, wobei unsere Rad- und andere Reisen Hauptthema waren. Als dann auch Viertel 9 noch kein anderer Besucher zu sehen war, haben die beiden einfach mal nur für mich 4 Lieder gespielt.

Fazit des Abends: Total schöne Musik, teilweise auf exotischen Instrumenten begleitet. Volle Empfehlung — unbedingt hingehen!
http://www.stefan-johansson.de